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taz-LeserInnen zur UranmunitionDie Nato lügt

betr.: „Betr. Uranmunition: Was verschweigt Scharping? Und was wusste Rühe?“, taz vom 8. 1. 01, „Schröder butterweich gegen uranharte Bomben“, taz vom 9. 1. 01

[...] Die Nato lügt, wenn sie behauptet, sie wüsste nicht, was solche Raketeneinsätze bewirken können. Seit dem Ende des Golfkrieges ist bekannt, dass zahlreiche US-Soldaten ebenfalls an den Einsatzfolgen von Uranmuniton gestorben sind. Es ist zu befürchten, dass die Nato auf ihrer kommenden Tagung alles daran setzen wird, damit auf gar keinen Fall die volle Wahrheit zum Vorschein kommt. ROSWITHA LUXZ, Bremen

Im taz-Archiv kann man nachlesen: Schon 1979 brüstete sich das Pentagon mit der neuen „Wunderwaffe“, „die modernste und schwerste Panzer in Sekundenschnelle in gigantische Feuerbälle“ verwandeln kann. Geprobt in Panama (1997), versehentlich über Japan abgeschossen (1995), möglicherweise über Remscheid (1989) abgestürzt – verschossen im Golfkrieg. Schätzungsweise 500.000 Menschen der Golfregion sind gefährdet (taz vom 17. 1. 92), Menschen in Bosnien, im Kosovo. Alle nicht erwähnenswert, solange nicht eigene Tote zu beklagen sind.

Die rot-grüne Koalition hat den Krieg im Kosovo mit getragen, Frau Beer (Bündnis 90/ Die Grünen) hat vom Einsatz dieser uranabgereicherten Muniton gewusst, Herr Scharping nicht? Jetzt wird vertuscht, weggeschoben, Fragen werden ausweichend beantwortet. Hatten wir das nicht gerade bei der Frage von BSE? [...]

INGE JAHNKE, Hamburg

Ist schon amüsant zu beobachten, welche Stilblüten die umweltschutzgeschulte Diskussionskultur in Deutschland bei diesem Thema treibt. Strahlungsgrenzwerte, Uran etc., das kennt doch jeder, da sondern wir doch einfach die üblichen Floskeln ab.

Gestern im Deutschlandfunk versicherte doch tatsächlich der verteidigungspolitische Sprecher der SPD, sich dafür einsetzen zu wollen, dass „die Nato in Zukunft keine gesundheitsgefährdenden Waffen mehr einsetzen wird“. Imagine ...

MATTHIAS HUFNAGEL, Hamburg

Es überrascht schon, wenn heute behauptet wird, man habe das mit dem Uran so nicht gewusst. Die britische Zeitung The Guardian brachte etwa am 13. 4. 1999 unter dem Titel „Uranium risk in war zone Weapons: Troops and civilians may suffer long-term health effects“ einen Beitrag von Paul Brown, in dem die Risiken bereits ausführlich beschrieben wurden. Der Artikel kann heute noch nachgelesen werden unter http://www.muenster.org/frieden/uran.htm. Auf der Internetseite der Friedensgruppe, in der ich damals mitarbeitete, wurde er am 13. 4. 1999 veröffentlicht.

WILHELM ACHELPOEHLER, Münster

Der Herr Minister verschweigt, dass er immer noch nicht kapiert hat, dass uns die USA wie einen Satelliten behandelt – obwohl wir doch souverän sind. Er verschweigt auch – hat’s noch nicht gemerkt –, dass er sich genau wie ein Verteidigungsminister eines Satelliten verhält. PETER SULZER, Gleisweiler

[...] Diese Fragen konnte die taz schon lange beantworten. Der wirkliche Skandal besteht darin, dass die taz sich erst um ihre eigenen Soldaten sorgen muss, dass sie die von allen Medien aufgegriffenen „neuen“ Erkenntnisse nicht als Anlass nimmt, wirklich weiterzugehen als andere Zeitungen. Wo sind eure Berichte über die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung ganz Jugoslawiens, eingeschlossen Montenegros? Wann kommen die Verseuchungen durch zerbombte Chemiefabriken auf die Titelseite, wann die durch zerbombte Ölraffinerien verursachten? [...] Müssen erst deutsche Soldaten betroffen sein, damit ihr über an einem anderen Land verübte Kriegsverbrechen schreibt? [...]

KATRIN EHMKE, Hamburg

Anmerkung der Red.: Die taz hat über die Zerbombung von Chemiefabriken und Ölraffinerien (nicht mit DU-Munition) berichet. Die taz hat ebenfalls über den Einsatz von DU-Munition im Kosovokrieg seit Mitte April 99 berichtet. Die taz hat in der Berichterstattung über die aktuelle Diskussion vom ersten Tag an (2. 1. 01, Artikel, Kommentar Seite 1) auf die Schändlichkeit der Tatsache hingewiesen, dass trotz seit Jahren vorliegender überwältigender Indizien aus dem Golfkrieg erst eine potenzielle Gefährdung deutscher und anderer europäischer Soldaten zu einer öffentlichen Distanzierung führt. Die taz hat seitdem in jedem ihrer Artikel und Kommentare auf die prioritäre Notwendigkeit des Schutzes der Zivilbevölkerung in Kosovo und Bosnien durch Vorsorge, Nachsorge und andere Maßnahmen hingewiesen.

[...] Jugoslawische Experten berichten von einem deutlichen Anstieg der Krebskranken nach dem Krieg (30 Prozent landesweit), ohne öffentliche Resonanz zu finden. Jetzt gibt es erste Todesfälle von Nato-Soldaten, und die Aufregung ist groß. Der Bundeskanzler liegt dabei im Trend. [...] Berührt ihn nicht, dass durch diese Munition zigtausende Zivilisten, darunter besonders Kinder, gesundheitlich schwer geschädigt wurden – unter Umständen mit Todesfolge?

Angesichts der Tatsache, dass der Krieg selbst bereits ein Verstoß gegen das Völkerrecht war; die Politiker an selbiges zu erinnern, mag überflüssig erscheinen. Der Einsatz der „Urangeschosse“ verstößt gegen die Genfer Konvention, in der es unter anderem heißt: „Bei der Kriegsführung ist darauf zu achten, dass die natürliche Umwelt vor ausgedehnten, lang anhaltenden und schweren Schäden geschützt wird. Dieser Schutz schließt das Verbot der Anwendung von Methoden oder Mitteln der Kriegsführung ein, die dazu bestimmt sind oder von denen erwartet werden kann, dass sie derartige Schäden der natürlichen Umwelt verursachen und dadurch Gesundheit oder Überleben der Bevölkerung gefährden.“ JÜRGEN NIETH, Bonn

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.

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