taz-Geschichte "Nach einer Abtreibung": Die Reaktion des Ehemannes
Die taz-LeserInnen haben heftig über Martina Nierbachs Geschichte - ihre Abtreibung und das Danach - debattiert. Dann meldete sich ihr Mann auf taz.de. Das Protokoll.
Die Geschichte von Martina Nierbachs innerem Konflikt nach einer Abtreibung hat viele unserer LeserInnen zu Kommentaren veranlasst. Der Text war in der sonntaz vom 6. März zu lesen. Nierbach (Name geändert) hatte sich mit dem Schwangerschaftskonflikt überfordert gefühlt und bei ihrem Mann kaum Unterstützung gefunden. Wie hätte denn der Mann reagieren sollen?, fragten männliche Leser auf taz.de. Hatte er nicht alles richtig gemacht, indem er sich nicht einmischte in den Konflikt der Frau? "Schön, dass die Protagonistin ihrem Mann die Schuld gibt für die eigenen Fehler", schreibt einer sarkastisch. Ein anderer: "Egal was er macht: Immer hat der Mann Schuld!"
Im Kommentarforum meldete sich daraufhin "Keks" zu Wort: der Mann von Frau Nierbach. Mit einer Liebeserklärung.
"Wenn einige in ihren Kommentaren behaupten, dass der Mann mit seiner Äußerung im Recht ist, muss ich dies verneinen. Ich war sonst in schwierigen Situationen für meine Frau immer erreichbar. Doch was passierte jetzt. Ich kann mein Verhalten bis heute nicht nachvollziehen. Ich zog mich in mich zurück und sortierte meine Gedanken allein. Ich schottete mich ab und merkte gar nicht, wie sehr ich meine Frau im Stich ließ.
Dies ist ein Text aus der sonntaz, die am 20. März erscheint – unter anderem mit einem Interview mit drei Menschen, die Terroristen gewesen sein sollen und dem Lebenswerk eines Baumsammlers. Das alles zusammen mit der aktuellen taz ab Samstag am Kiosk
Auch wenn andere Institutionen ihre Aufgaben zur Hilfe nicht ernsthaft wahrgenommen haben, kann ich mich von keiner Schuld freisprechen.
Ich habe meine Frau geliebt und liebe sie immer noch. Für sie mag das aus heutiger Sicht nicht glaubhaft klingen, da ich in dieser entscheidenden Phase unseres Lebens und danach nicht die Wärme, Geborgenheit und vor allem nicht das Vertrauen ihr entgegengebracht habe.
Meine liebe Frau, es tut mir leid, dass ich durch meine Passivität es habe so weit kommen lassen und es bisher auch nicht verstanden habe, dein Vertrauen zurückzugewinnen.
Ich kann nur an alle Männer appellieren, die sich in einer derartigen Situation befinden, sich nicht innerlich zurückzuziehen, sondern gemeinsam mit dem Partner einen Weg zu finden und ihn auch gemeinsam zu gehen."
Die Nierbachs sind daraufhin ein paar Tage ans Meer gefahren. "Es war sehr schön", sagt sie. Nein, es ist kein Happy End, es ist nicht plötzlich alles wieder gut. Aber Frau Nierbach weiß, wo sie langgehen muss, und sucht gerade nach einer Traumatherapie.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“