piwik no script img

taz FUTURZWEI

taz-FUTURZWEI-Buchliste Winter 2024/25 Bücher mit Zukunft

Denkanstöße in der kalten Jahreszeit: Provokativ, tiefgründig und inspirierend – diese Werke laden zum Nachdenken ein und machen den Winter zur perfekten Zeit für neue Perspektiven.

Wenn es draußen ungemütlich wird, ist die perfekte Zeit zum Lesen Foto: Brandi Redd/Unsplash

taz FUTURZWEI | Neun Bücher mit Zukunft für den Winter 2024/25, kuratiert von der taz-FUTURZWEI-Redaktion. Mit Beiträgen von Andreas Fanizadeh (taz-Feuilleton-Chefkorrespondent), Beate Willms (taz-Ressortleiterin Ökologie und Wirtschaft) und Jan Feddersen (Kurator tazlab und tazTalk). Vielen Dank für die Beiträge und alles Gute, Tania Martini.

BARBARA BLEISCH: Mitte des Lebens

Die „Mitte des Lebens“ sind für die Zürcher Philosophin Bleisch die Jahre zwischen 40 und 65, mit ausfransenden Rändern. Statt sich eine „Midlife-Crisis“ einreden zu lassen und zu seufzen, dass früher für einen alles viel besser war, sind das für sie „die besten Jahre“. Man zieht hart Bilanz. Benennt das, was man nicht erreicht hat und nicht mehr erreichen wird, aber vor allem, was man vorhat, und macht sich daran, es umzusetzen. Ein wunderbares Buch.

Mitte des Lebens. Eine Philosophie der besten Jahre. Hanser 2024 – Seiten, 25 Euro

JAGODA MARINIĆ: Sanfte Radikalität

Wie bringt man seine Idee wirklich in die Welt und kriegt mit anderen etwas hin, obwohl die das alles gar nicht oder ganz anders wollen? Jagoda Marinić hat es geschafft und hier erzählt sie, wie. Mit „sanfter Radikalität“ und in den Institutionen.

Sanfte Radikalität. Zwischen Hoffnung und Wandel. S. Fischer 2024 – 160 Seiten, 20 Euro

EVA ILLOUZ: Explosive Moderne

Wie sich das mit Gefühlen verhält, wenn sie denn im politisch-kulturellen Raum eine Rolle spielen, erklärt die französisch-israelische Soziologin profund: Sie blättert auf, auch historisch gut informiert, wie Gesellschaft mit Zuständen des Empörismus (und andererseits der Mitleidlosigkeit) umgeht. Explosive Moderne ist ein Buch, dessen Lektüre keine fluffige Kost ist, dafür mit Klugheitsverbesserungen belohnt. (Jan Feddersen)

Explosive Moderne. Suhrkamp 2024 – 447 Seiten, 32 Euro

ANNE APPLEBAUM: Die Achse der Autokraten

Ob Russland oder China, Venezuela, Syrien oder Iran, die totalitären Regime verbindet ihr gemeinsamer Kampf gegen den Westen und die demokratischen Oppositionen im eigenen Land. Wie sehr sie dabei auf Gewalt setzen, auf digitale Manipulation und Betrug, um Märkte sowie öffentliche Meinung zu beeinflussen, schildert die amerikanisch-polnische Starautorin. (Andreas Fanizadeh)


Die Achse der Autokraten. Korruption, Kontrolle, Propaganda: Wie Diktatoren sich gegenseitig an der Macht halten. Aus dem Englischen von Jürgen Neubauer. Siedler 2024 – 208 Seiten, 26 Euro 


Die neue taz FUTURZWEI

taz FUTURZWEI, das Magazin für Zukunft – Ausgabe N°31: GEMEINSINN

Gemeinsinn gilt manchen als gut gemeint, salonlinks oder nazimissbraucht. Kann und wie kann Gemeinsinn zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beitragen?

Mit Aleida Assmann, Armin Nassehi, Barbara Bleisch, Florian Schroeder, Jagoda Marinić, Wolf Lotter, Heike-Melba Fendel, Florence Gaub, Paulina Unfried, Tim Wiegelmann und Harald Welzer.

Erscheint am 10. Dezember 2024.

Jetzt im taz Shop bestellen

ALEIDA UND JAN ASSMANN: Gemeinsinn

Gemeinsinn ist die individuelle Bereitschaft, sich für das Gemeinwohl zu engagieren. Und eine Kultur, die man schaffen kann: durch eine staatliche Grundlagenpolitik, in der Schule, durch eine Mediengesellschaft jenseits der polarisierenden Dauerregung. In Finnland klappt das ganz gut.

Gemeinsinn. Der sechste, soziale Sinn. C.H.Beck 2024 – 262 Seiten, 25 Euro

SVENJA FLASSPÖHLER: Streiten

Wie man richtig streitet, politisch und privat. Wie Zahnpastatuben-Streit nicht ausartet in ein Alles-oder-nichts. Wie man politisch diskursfähig wird, statt sich immer nur aufs Rechthaben zu versteifen. Ein Buch der Qualitätsmarke: Wenn ich das nur schon früher gewusst hätte!

Hanser 2024 – 126 Seiten, 20 Euro

NEIGE SINNO: Trauriger Tiger

Aus Leiden Kunst zu machen, die Gewalt zu ästhetisieren, führt schnell in eine Sackgasse, schreibt Neige Sinno. Andere haben es getan, aber sie will den Leser nicht mit ihrem Leid verführen und schreibt über das, was zwischen ihr und dem Damals ist: Wie die Mutter sagte, man müsse auch die guten Seiten des verurteilten Stiefvaters noch sehen, ihre den eigenen Missbrauch überdauernde Ablehnung von Gefängnisstrafen, und die Frage danach, ob alles, woran sie sich erinnert, auch wirklich geschehen ist. Sinno ist die Heldin dieser Geschichte, und das ist es, was jeder Leser sicher weiß.

Trauriger Tiger. Aus dem Französischen von Michaela Meßner. dtv 2024 – 304 Seiten, 24 Euro

PAULA STEINGÄSSER: Und was ist mit unserer Zukunft?

Die Welt in der Klimakrise braucht Engagement, Unerschrockenheit und Beherztheit. Was aber, wenn man seit der Kindheit das Zukunftsende vor Augen hat; Angst, Seele und Körper erst erdrücken, dann zerstören? Steingäßer erzählt von Depression, Magersucht und Selbsthass, weil sie sich zu schwach fühlte, etwas zu verändern. Doch sie findet ihre Form des „zärtlichen Widerstands“ und wird damit vielen anderen Mut machen.

Und was ist mit unserer Zukunft? Aufwachsen mit der Klimakrise. S. Fischer 2024 – 158 Seiten, 20 Euro

ANDREAS RECKWITZ: Verlust

Die Spätmoderne (also unsere Zeit) kann die Verluste nicht mehr ignorieren, die der „Fortschritt“ auch mit sich bringt, wodurch Verlusterfahrungen und Verlustängste zunehmen und Gesellschaft und Politik ratlos oder sogar kirre machen. Die Frage ist: Können liberaldemokratische Gesellschaften offen und einigermaßen produktiv mit der Realität von Verlusten umgehen und damit die Moderne „reparieren“?

Verlust. Ein Grundproblem der Moderne. Suhrkamp 2024 – 463 Seiten, 32 Euro

■ Dieser Artikel ist im Dezember 2024 in unserem Magazin taz FUTURZWEI erschienen. Lesen Sie weiter: Die aktuelle Ausgabe taz FUTURZWEI N°31 mit dem Titelthema „Gemeinsinn“ gibt es ab dem 10. Dezember im taz Shop.