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taz🐾lage

Diakritische Delikatessen

Unter uns Kol­le­g*in­nen ist die taz-Kantine und ihre Mit­ar­bei­te­r*in­nen extrem beliebt. Manchmal aber sieht ihre Speisekarte so aus wie auf dem Balkan, in der beispielsweise ein kroatischer Pudding mit Karamellsauce (rožata) als „Pudding mit karamelisiertem Richtfest“) übersetzt wird. Am Mittwoch standen auf der taz-Speisekarte „Cevapcici“. Mir ist natürlich klar, dass es eine einseitige Aufkündigung europäischer Harmonie und Gleichberechtigung war, als der Balkan seine Vokale gegen diakritische Zeichen eintauschte und damit das Serbokroatisch in Krk und Srb, in čvrst und škrt aufteilte. Doch nur in Deutschland gibt es „Tschewaptschitschi“. Entweder man schreibt es, also genau so, oder man muss Zeichen auf die Cs bauen: „Ćevapčići“.

In Wahrheit aber ist der Balkan gar nicht so kompliziert, wie immer alle tun, und in Sachen Diakritismus ist ausgerechnet auf den Tschewaptschitschi eigentlich gar nicht so viel los. Denn in Wahrheit gibt es gar keine Tschewaptschitschi oder Ćevapčići. Es gibt sie nur in touristischen Einrichtungen, die den Deutschen damit entgegenkommen, die wiederum glauben, auf dem Balkan hängt man an alles ein ići ran. Es gab auch schon Deutsche, die der Meinung waren, mein Nachname sei falsch. Der müsse doch eigentlich Akrapići, Akrapović, jedenfalls Yugo lauten. Aber ich komme vom Thema ab. Hackröllchen vom Balkan heißen dort schlicht: „Ćevap“. Die Ćevap und der Kebap sind Cousinen 4. Grades. Wenn man sich das als Eselsbrücke merkt, muss man zumindest nur ein diakritisches Zeichen raussuchen, anstatt Cevapcici in mehrfacher Hinsicht falsch zu schreiben. Unsere Kantine ist aber Vorbild in Sachen Fehlerkultur: Innerhalb weniger Minuten nach meinem Hinweis auf die fehlenden diakritischen Zeichen waren sie auf der Speisekarte nachgetragen. Und lecker waren sie auch.

Doris Akrap

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