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Archiv-Artikel

tanzwerk Vom Zwölftel- zum Vierzehntel-Häppchen

Als die Kulturdeputation im Dezember über den Doppelhaushalt 2004/05 beriet, tauchten in der Sitzungsvorlage drei unvermittelte Zeilen zum Lagerhaus auf. Unter „Lösungen/vierter Kürzungsschritt“ – nach den anschließend viel diskutierten und zum Teil revidierten Zuwendungsstopps für Schnürschuh, Kito, Westend und Waldau – war zu lesen: „Beim Lagerhaus wurde gegenüber dem Ist-2003 (...) in beiden Jahren eine Kürzung um jeweils 50.000 Euro vorgenommen.“

Was dieser unauffällig vorgenommene Einschnitt für das Viertel-Kulturzentrum (bisherige Gesamtförderung: 350.000 Euro) mit seinen Außenaktivitäten wie „Breminale“ und „Zett“ genau bedeutet, ist noch unklar: Bislang liegt kein aktualisierter Zuwendungsbescheid des Kulturressorts vor. Sicher ist hingegen, dass der Hauptbetroffene unter den 30 im Haus tätigen Vereinen das „tanzwerk“ sein wird. Das nämlich ist mit 40.000 Euro Hauptempfänger der Kulturförderung – ein gutes Viertel aller tanzwerk-Mittel.

Die intern im Lagerhaus weiterverteilten Zuschussanteile wurden bereits von Zwölftel- zu Vierzehntelhäppchen abgemagert. „Wir mussten unsere Projektarbeit erheblich einschränken“, sagt Geschäftsführerin Anne-Katrin Ortmann. Das reine Kursprogramm könne weiterlaufen, „aber wir sind ja nicht nur eine tanzschule“. Die Projekte, zu denen die Jugendtanztruppe „Terranza“ und die „Kompanie tanzwerk“ zählen, gehören für Ortmann zur unverzichtbaren Substanz: Weil sie nach Außen wirken und zeitgenössischen Tanz für Kinder und Jugendliche zugänglich machen. Ortmann: „Wegen dieser Zielrichtung sitzen wir ja im Lagerhaus und nicht irgendwo in einem hübschen Schwachhauser Studio“.

Ein zweiter finanzieller Einbruch entsteht durch den Wegfall von Arbeitsamt-geförderten Stellen. Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist die im tanzwerk vorhandene (bezahlte) Arbeitskraft auf 60 Wochenstunden halbiert. Die letzte gerade ausgelaufene Stelle betrifft die Kompanie „Jump“, in der 16 Zehn- bis 17-Jährige tanzen. Die können jetzt nur noch eingeschränkt betreut werden. Zumal auch der bisherige Zuschuss des Sozialressorts gestrichen wurde.

Dabei mangelt es dem tanzwerk keinewegs an Anerkennung: „Whirlschool“, das seit fast zehn Jahren bestehende Tanz&Schule-Projekt, wurde von der Kulturstiftung der Länder gerade zum Referenzprojekt erklärt. Und die Price Waterhouse Cooper-Stiftung zeichnete es mit einer (einmaligen) Förderung von 10.000 Euro aus.

Verlässliche institutionelle Förderung kann auf diesem Weg allerdings nicht ersetzt werden. Was bei den MacherInnen zu zunehmendem Frust führt. Ortmann: „Irgendwie scheint es nicht selbstverständlich, dass Leute wie wir auch Geld kriegen.“

Henning Bleyl