studis treiben gebühren ein : Ohne Mehrheit nutzlos
Gebühren eintreiben um Gebühren zu verhindern? So sieht der Plan der Hochschul-Protestgemeinde aus. Im Prinzip ist der Gedanke nicht schlecht: Mit einem Haufen von Studienbeiträgen, konkret einigen Millionen Euro hätten die Protestierenden mehr in der Hand, als die üblichen, inzwischen abgenutzten Parolen. Das Problem: Kaum jemand wird auf das geplante Treuhandkonto einzahlen. Denn die klammen Rektoren im Land werden sich ihr Geld nicht nehmen lassen. Einige Studierende rauszuwerfen können sie besser verkraften, als weiterhin an jeder Ecke sparen zu müssen. Und wer wird als StudentIn wohl das Risiko eingehen, wegen einer sturen Verweigerungshaltung von der Hochschule geworfen zu werden? In Zeiten, in denen ein makelloser Lebenslauf auf dem Arbeitsmarkt Gold wert ist, wohl kaum jemand.
KOMMENTAR VON MORITZ SCHRÖDER
Die heutigen Studis interessiert die Debatte wenig. Das haben die bisherigen Gebühren-Boykottkampagnen gezeigt: Treuhandkonten scheiterten schon 1997 in Baden-Württemberg, weil zu wenige Studierende auf das Protestkonto eingezahlt haben. Auch in der Debatte um Langzeitstudiengebühren in NRW vor vier Semestern wurden sie ohne Ergebnis diskutiert. Alle Versuche sind gescheitert, vor allem weil die nötigen Mehrheiten nicht zustande kamen. Umso wirkungsloser wird die erneute Aufforderung der ASten sein, ihnen die Gebühren anzuvertrauen.
Die Landesregierung lassen die Boykottpläne kalt. Während sich Rektoren und wenige hochschulpolitisch Aktive Knüppel zwischen die Beine werfen, freuen sich die Verantwortlichen in Düsseldorf, dass sie vom Konflikt verschont bleiben. Gefährlich würde es für die Entscheidungsträger dort erst, wenn die Studierenden-Protestbewegung über einen kleinen Kreis von AktivistInnen hinauskommt. Statt unrealistischen Treuhandkonten sollten sie sich also mit ihren ProfessorInnen zusammentun. Auch viele DozentInnen haben Bauchschmerzen mit der Einführung von Gebühren.