studienabbrecher : Nichts zum Feiern
Es gab Zeiten, da hat sich die SPD daran versucht, mit ihrer Politik Chancengleichheit durchzusetzen. Mit dem Studienkonten- und Gebührenmodell von Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft landet die Landes-SPD an dem Punkt, wo sich seit den sechziger Jahren die CDU aufhält: Bei der Chancengerechtigkeit.
KOMMENTAR VON ELMAR KOK
Dabei hatten noch im Jahr 2000 sozialdemokratische Bildungsexperten auf ihrem Kongress in Potsdam versucht, den Begriff Chancengleichheit wieder mit Inhalt zu füllen, und schlussfolgerten „Chancengleichheit beim Zugang zu Bildung - sowie während der Bildungszeit - ist demnach ein Maß sozialer Gerechtigkeit in einer demokratischen Gesellschaft“. Mit der zynischen Bemerkung dass jene, die sich das Studium nicht mehr leisten könnten, keinen nennenswerten Prozentsatz ausmachten, verabschieden sich die nordrhein-westfälischen Sozialdemokraten von ehedem ur-sozialdemokratischen Forderungen. Denn der Kongress in Potsdam forderte „Anerkennung der Verschiedenheit von Menschen, ihrer unterschiedlichen Biografien, Lebensweisen sowie Befähigungen“. Dass an den großen Revier-Unis prozentual mehr Studierende ihr Studium abbrechen, sollte die Landesregierung nicht als Erfolg feiern, sondern lieber darüber nachdenken, wie sie dort eine Umgebung schafft, in der erfolgreich studiert werden kann. Sonst fehlt der Partei bald der eigene Nachwuchs. Denn gerade für die SPD waren in der Vergangenheit alternative Bildungskarrieren wichtig.