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Archiv-Artikel

stromberg, faustisch

Von PS

Es ist Teil seines Größenwahns, es ist Teil seines Mutes: Vergleiche mit Altvorderen hat Schauspielhaus-Intendant Tom Stromberg noch nie gescheut. Nicht überraschend also, dass er die bis zum Vertragsende verbleibenden „zwei Jahre Wahnsinn“ als „Countdown“ versteht, an dessen Ende ein Faust-Projekt stehen soll. 1957 hatte die Schauspielhaus-Inszenierung mit Gustav Gründgens für Furore gesorgt; ob dies für Stromberg Messlatte ist, verrät der nicht. Auch nicht, ob er an das von ihm mitfinanzierte Faust-Projekt Peter Steins auf der Hannoveraner Expo 2000 anknüpfen will. Schließt sich der Kreis? Aufstieg und Fall?

Unmöglich zu beantworten und letztlich nicht so wichtig. Denn steht nicht auch Faust für den mühevollen Wechsel zwischen Erkenntnis und Umsetzung? Er habe zu wenig kommuniziert, sagt Stromberg jetzt. Verspricht für die Zukunft eine Balance zwischen renommierten und jungen Schauspielern. Stefan Puchers Othello, Tschechow und Schiller wird er zeigen. Junge Regisseure sollen tradierte Stoffe neu erzählen und einlösen, was Stromberg immer fordert: dass Theater seinen Erzählmodus erneuern muss. Und vielleicht ist es dies, was dereinst von der Stromberg-Ära in Erinnerung bleiben wird: dass er das Schauspielhaus zu einem großen, vielleicht zu großen Labor umfunktioniert hat, ohne das Publikum rechtzeitig darauf einzuschwören. Leider. PS