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Archiv-Artikel

steffen grimberg Die öffentlich-rechtliche Kreatur

Die BBC, so will es die Legende, war die Geburtshelferkröte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland. Mit allem Drum und Dran: Rundfunkgebühr, Staatsferne, Selbstaufsicht durch anstaltseigene Gremien, Programmauftrag. Beide Systeme, das deutsche wie das britische, stehen nun in der Kritik. Bei der BBC geht es um die Frage der Gebührenfinanzierung und des Programmauftrags. Und in Deutschland: ebenso. Doch hier enden die Gemeinsamkeiten.

Wie sich in diesen Tagen beim Kölner Medienforum NRW besichtigen ließ: Während die BBC trotz ihres Renommees – nicht zuletzt am Erfolg zahlreicher BBC-Produktionen beim Fernsehfestival Cologne Conference messbar – in die Zange genommen wird, suggerierte die Haltung von ARD-Vorsitzer Jobst Plog und ZDF-Chef Markus Schächter: Die Schlacht ist geschlagen. Egal wie mau die Programme sind. Zwar müssen sie sich auf weniger Geld einstellen und eine „Selbstverpflichtungserklärung“ abgeben. Eine grundsätzliche Auseinandersetzung über ihren Sinn und Zweck gibt es aber auch 20 Jahre nach Start des Privat-TVs nicht.

Es geht ja nicht darum, die Anstalten grundsätzlich in Frage zu stellen. Sondern um eine konstruktive Diskussion. „Es geht darum, wie man mit dem digitalen Fernsehen umgeht, wo die Öffentlich-Rechtlichen in fünf, zehn, zwanzig Jahren stehen“, sagte in Köln David Elstein, einst Chef des Privatsenders ITV und später bei Rupert Murdochs Bezahlfernsehen BskyB. In der aktuellen Diskussion in Deutschland gibt derweil Jobst Plog den Bad Guy, der mit dem Gang zumVerfassungsgericht droht, während Good Guy Markus Schächter in schönster Arbeitsteilung die Kompromisse auskungelt.

Eine solche Diskussion,sagte Elstein, erinnere ihn an das England des Jahres 1858: Da vergrub sich die altehrwürdige Bischofskonferenz auf ewig in die Frage, welche Kreatur Gottvater wohl zuerst geschaffen hatte. Ein Jahr später erschien Charles Darwins „Über die Entstehung der Arten“.