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Archiv-Artikel

standbild Mängelexemplar

„Druckfrisch“, Sonntag, 23.35 Uhr, ARD

Am Anfang war ein Kalauer. Denis Scheck und Porsche-Chef Wendelin Wiedeking sitzen in einem Silbergrauen und unterhalten sich über das Buch von Wiedeking, sein Gehalt und Luxus; die Kamera filmt durch die Windschutzscheibe. Zeit sei für ihn Luxus, meint Wiedeking, aber natürlich auch das Fahren eines Porsches. Wobei er sich jetzt konzentrieren müsse, sonst baue er noch einen Unfall. Nächste Szene: Das Auto fährt nicht selbst, sondern wird gezogen. Toller Gag!

Ähnlich gewollt wirkt die ganze Sendung. Dass „Druckfrisch“ anders sein will als andere Literatursendungen, das ist immerhin gelungen. Einmal im Monat lädt der Literaturkritiker Scheck von nun an zum Büchergucken. Ein Studio braucht er dazu nicht, denn er trifft seine Gesprächspartner in New York, auf dem Friedhof oder in der Bibliothek. Ein gute Idee eigentlich, die in der Regel eingestaubte TV-Literaturpräsentation etwas aufzuheitern. Um das bildlich umzusetzen, wurde der Filme- und Radiomacher Andreas Ammer engagiert, der für rasante Bilder und ausgefallene Einstellungen sorgte. Da ist Denis Scheck, der bei seinen Moderationen mal eine Rolltreppe rauf, mal wieder runter fährt. Da ist Denis Scheck, wie er mit der Autorin Verena Lueken durch New York flaniert. Da ist schon wieder Denis Scheck im harten Anschnitt, wie er die Spiegel-Bestsellerliste kommentiert. Und da ist Robert Gernhardt, der hinter einem Fenster, in dem sich künstlerisch wertvoll ein Baum spiegelt, ein Sonett vorträgt.

Genau das ist das Problem. „Druckfrisch“ ist eine Personality-Show mit einem Gastgeber, den man nicht unbedingt zu coolen Sounds durch die Straßen laufen sehen will. Er bemüht sich, witzig und cool zu sein – und man nimmt es ihm nicht ab. Da hat ein Buch schon mal „die Sprungkraft einer aus zehn Metern abgeworfenen Buttercremetorte“. Dem großen Philip Roth stellt Scheck die Frage – nachdem der eben erst erklärt hat, wie nervig er es findet, beantworten zu müssen, ob seine Bücher autobiografisch seien –, ob er als Mann oder Frau wiedergeboren werden möchte. Oder: „Wär’s ein Pferd, man müsste diesen Roman aus Mitleid erschießen.“ „Druckfrisch“ ist nicht Pferd, nicht Buttercremetorte. JUTTA HEESS