standbild: Saddam und die Wetterfee

Irakkrieg, div. Sender

„Die Journalisten sind alle etwas übermüdet“, sagte RTL-Korrespondentin Antonia Rados gestern irgendwann am späten Vormittag, da waren die sieben irakischen Scud-Rakten schon gen Kuwait geflogen und ihr Sender offiziell im Stand-by-Modus.

Deutschlands TV-Kanäle hatten sich gründlichst vorbereitet. Und so machte sich in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag nicht etwa Hektik wie am 11. September 2001 breit. Sondern eher ein gewisses Unverständnis, dass es nicht gleich mit Ablauf des US-Ultimatums an Saddam Hussein um 2.00 Uhr deutscher Zeit losging. Der erste Angriff kam knapp zwei Stunden später, dazu wenige Bilder aus Bagdad, und auf allen Kanälen KorrespondentInnen, die außer der Tatsache, dass es jetzt wohl losgehe, auch nicht wirklich mehr wussten.

Welch Ironie: Die Meldung, dass der erste Luftschlag dem irakischen Diktator selbst gegolten habe, dessen genauen Aufenthaltsort die CIA angeblich kannte (allen – je nach Sender bis zu elf – existierenden Saddam-Doppelgängern zum Trotz), mussten die TV-Stationen aus der Morgenausgabe der Washington Post zitieren.

Während die BBC bemüht war, wenigstens einige ihrer Meldungen britischen Quellen zuzuordnen, hielt sich das sonst gern patriotisch ausladende CNN angenehm zurück.

Die deutschen Sender boten erwartbar solide Kost, auch wenn es bald nervte, dauernd bemühte Einschätzungen zu hören, wo es mangels Fakten noch gar keine geben konnte. RTL spielte mit seinem dauermoderationserfahrenen Peter Kloeppel und dank der wohl alertesten deutschen Bagdad-KorrespndentIn Antonia Rados mit ARD und ZDF in der ersten Reihe. Doch auch die N 24-Sat.1-Kombi war längst nicht so unterirdisch, wie befürchtet. Dafür schien n-tv der Schock über die eben erst erfolgte Auswechslung der Senderspitze noch in den Knochen zu sitzen.

Und die besondere Auszeichnung für den größtmöglichsten Unsinn gebührt gar nicht dem Fernsehen, sondern ausgerechnet einer der sonst so soliden Nachrichtenagenturen: „Die ersten Kriegsstunden – die Wetterfee meldet Sandsturm über Kuwait“, versuchte sich dpa in Gefechtslyrik. STG