standbild : Tendenziell eher untauglich
„Feldtagebuch – Allein unter Männern“ (22.25 Uhr, ORB)
Der Beruf des Soldaten ist das Töten. Als diese einfache Tatsache noch etwas im Hintergrund stand, war die soldatische Attraktion der Stunde der Einzug von Frauen in die Bundeswehr. Durch die dritten Programme wandert zurzeit Aelrun Goettles Dokumentation „Feldtagebuch – allein unter Männern“ –, gestern war dieser erhellende Seitenblick im ORB zu sehen.
Zeitsoldaten wollen die vier begleiteten Rekrutinnen werden, denn die Bundeswehr bietet einen „sicheren Job“. Die Angst vor Arbeitslosigkeit ist größer als die vor dem Krieg. Dass ihr Beruf das Töten ist, kommt in ihren Zukunftsplänen nicht vor. Und der Feldwebel, der es wissen muss, hat eine einfache Abwehrstrategie: „Das ist kein Töten, das ist Notwehr.“
Es ist die Stärke des Films, dass er diese Ebenen mit einbezieht. Nur an der Oberfläche sind versagende Rekrutinnen ein Problem. Mit Teddybär ziehen sie in die Kaserne ein – und gefährden so den Männerbund. Durch „Leistungsverweigerung“, weil sie beim Geländemarsch getragen werden müssen, im Biwak vor Kälte in Ohnmacht fallen. Der Feldwebel: „Im Prinzip versagen die im Gefecht.“
Vor allem stören sie das Programm „Verfertigen des Soldaten durch Schikane“. Nebenbei zeigt Goettle diese inszenierte Initiation – in all ihrer Fadenscheinigkeit. Die Männer ducken sich, die Frauen geben auf. Eine Todsünde. Der Hass, den der Drill evoziert, fällt nur zum Teil auf die imaginären Invasoren aus „Rotland“ (?), er fällt vor allem auf die Schwächsten. Ein Ausbilder wünscht sich leise eine Beretta, „und dann knall ich die Frau ab!“.
Der Mythos Männerbund ist hohl: Wegen des Geldes seien sie Zeitsoldaten, sei doch klar, sagt einer. „Das sind keine Männer mehr wie früher“, bedauert der Hauptfeldwebel. Sein Winterbiwak muss er abbrechen, die Hälfte der Rekruten hat sich krankgemeldet. Die Turnschuhgeneration: untauglich. Am Ende der Grundausbildung hat eine Soldatin einen kaputten Meniskus, zwei haben es geschafft, Rekrutin Nagel wird ausgemustert. Weg von den „Arschlöchern“. Und ihre Mutter sagt: „Über das Töten haben wir eigentlich nie geredet.“
HEIDE OESTREICH