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standbild Wacht am Neckar

„Tatort – Bienzle und der Mann im Dunkeln“ (So., 20.15 Uhr, ARD)

Kennen Sie eigentlich Stuttgart? Haben Sie eine Vorstellung davon, wie behäbig diese Stadt ist, wie langweilig sie sein kann? Wie sauber sie sein will? Der SWR weiß das sehr gut und modellierte aus seinem „Tatort“-Kommissar Ernst Bienzle ein zutreffendes Abbild von ... Stuttgart.

Ist dieser Groschen erst mal gefallen, begreift man auch das Dilemma des Industriellen Erik Steinbeck (Christian Berkel): Seine Tochter wurde entführt, seine Schwägerin ermordet, seine Frau ist verzweifelt. Der Entführer erpresst kein Geld, sondern den illegalen Export von waffenfähigen Zentrifugen aus der Steinbeckschen Produktion. Und dann kommt da dieser Bienzle (Dietz Werner Steck) und meint, Licht ins Dunkel bringen zu müssen.

Wer böse ist, wer gut, wer wo seine Finger im Spiel oder Dreck am Stecken hat – das ist alles von Anfang an so klar, wie sich der Zuschauer das von einem „Tatort“ wünscht: Das Böse beispielsweise hat blond gefärbte Haare, schiefe Zähne und zerrt sein jugendliches Opfer rücksichtslos durch die ungeahnt weitläufigen Katakomben der Stadt. Das Gute trägt Hut und Trenchcoat, hat vom Polizeipräsidenten „absolut freie Hand“ zur Bildung einer Sonderkommission und würde doch viel lieber mit der Dame seines Herzens in Urlaub fliegen. Geht aber nicht, Bienzle muss ran. Und mit ihm der gesamte Polizeiapparat: Telefone überwachen, Stimmen erkennen, Fingerabdrücke nehmen, mit Hubschraubern rumfliegen und Flüchtende filmen – ständig beglückwünschen sich die Beamten gegenseitig für ihre vortreffliche Arbeit. Und die wurde in solch epischer Breite vorgeführt, dass sich niemand über einen Gastauftritt von Erwin Teufel gewundert hätte: „In unserem schönen Baden-Württemberg gibt’s zwar dubiose Geschäftsmänner. Aber wie effizient unsere Polizei echten Gangstern in unserem sauberen Stuttgart den Garaus macht, ist das nicht fürchterlich beruhigend?“ Es ist wie Stuttgart. ARNO FRANK

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