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standbildDer geteilte Gatte

„Die Frau meines Mannes“

(Fr., 22.20 Uhr, Arte)

Bis zu sieben Ehefrauen sind den Männern einer kleinen Gemeinde afroamerikanischer Israeliten erlaubt, die Ende der 60er-Jahre aus den USA nach Israel emigrierte. Im Gegensatz zur rabbinischen Interpretation der Thora praktizieren die Schwarzen die Polygamie.

Rund 15 Monate haben die israelischen Regisseurinnen Timna Goldstein und Hadar Kleinmann die 40-jährige Zipora und deren Familie mit der Kamera beobachtet. Als habe sie mit der Polygamie kein Problem, erzählt die Mutter von neun Kindern mit strahlendem Lächeln: „Ich bin nicht deprimiert, im Gegenteil, ich setz ihn auf eine Platte und dann sage ich, bedien dich.“ Doch dass ihr nach 20 Ehejahren die Vermählung ihres Mannes mit einer 14 Jahre Jüngeren an die Nieren geht, wird deutlich, wenn sie ihre Mutter in den USA anruft und von der Hochzeit ihres Mannes erzählt.

In der Doku wechseln sich in lockerer Montage Interviews und einfühlsame O-Töne ab mit kommentarlosen Beobachtungen. Frühling, Sommer, Herbst und Winter – Zwischentitel markieren den zeitlichen Fortgang des Geschehens. Die Kamera ist nah dran, etwa wenn die Gemeindemitglieder das Jubiläum ihrer Ankunft in Israel mit Rap, Gesang und Tanz bei einem Straßenfest feiern.

Eine Off- Stimme erklärt die Lebensumstände. Wie sich die vom Staat Israel in einer abgelegenen Wüstenregion im Süden des Landes angesiedelten Afroamerikaner ohne Anerkennung der Bürgerrechte finanziell über Wasser halten, erfährt man allerdings nicht.

Ein Mangel an Erklärungen lenkt den Blick jedoch auf das zwischenmenschlich Wesentliche, das in versteckten Gesten und Blicken zum Ausdruck kommt. Beispielsweise wenn die Neue das Kamerateam durch das umgebaute Haus führt, durch drei Einzelzimmer, deren Einrichtung an eine Studenten-WG erinnert. Das wirkt dann fast wie die Umfeld-Story in „Zimmer frei!“ und transportiert viel von dem subtilen Humor, den es offenbar braucht, um mit all dem fertig zu werden. Teils komisch, teils anrührend, aber keinen bloßstellend, ermöglicht der Film überraschende Einsichten in die seltsamen Verhältnisse zwischen Mann und Frau.

CORNELIA FLEER

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