stahlstadt : Marsch durch die Institutionen
Der Stahlkoloss Thyssen herrscht über Duisburg. Der Konzern hält es noch nicht einmal für nötig, korrekte Anträge für einen 200-Millionen-Bau abzuliefern. So viele falsche Zahlen und Lücken sind kein Zufall: Offensichtlich hatte Thyssen mit keinem Gegenwind gerechnet. Deshalb war es auch ein leichtes für die Bürgerinitiative, die Zahlenspiele auseinander zu nehmen.
KOMMENTAR VONANNIKA JOERES
Der Konzern ist sich seiner Hausmacht sicher: Thyssens-Leibblatt WAZ hatte für den Erörterungstermin keine Zeile übrig, wohl aber für sinnleere Elogen auf den neuen Hochofen. Die Pressemitteilung des Konzerns wurde nur unwesentlich verändert. Kein Wunder: Die Duisburger Schreiber kennen die Thyssen-Pressestelle noch aus alten Juso-Zeiten, da pisst man sich nur ungern gegenseitig ans Bein. Deshalb versteht der Konzern auch die Welt nicht mehr, wenn plötzlich eine Bürgerinitiative seine Unterlagen anzweifelt. Die lästigen AnwohnerInnen stören nur den reibungslosen Ablauf, den die Stadt ihm garantierte. Kein Umbau oder Ausbau der Industriefabrik wurde bisher verhindert.
Umgekehrt hat Thyssen seinen Einfluss auf Bürger unlängst bewiesen: Bei der so genannten Hot-Spots-Studie des grünen NRW-Umweltministeriums wurde Thyssen als Krankmacher identifiziert. Je näher Kinder am Werk wohnten, desto mehr Blei und Cadmium fand sich in ihrem Urin. Ihre Haut litt unter starken Allergien.