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Archiv-Artikel

staatsbürgerschaft Wegweisende Entscheidung

Berlin ist wieder einmal federführend in migrantenfreundlicher Politik. Körtings Entscheidung, Migranten, die ihre deutsche Staatsangehörigkeit verwirkt haben, entgegenzukommen, ist wegweisend. Nun kommen zumindest die Berliner Türken mit einem blauen Auge davon. Jetzt sind andere Länder dran, wie nächste Woche Bayern.

KOMMENTAR VON CEM SEY

Viele Türken kannten die Folgen ihres Vorgehens nicht. Ihre Konsulate haben sie lange über die Rechtslage nicht belehrt. Sie wurden fast automatisch wieder eingebürgert. Die Berliner Lösung verzeiht die Fehler der neuen Bürger nicht ganz. Sie gibt ihnen aber das Gefühl, dass sie hier doch erwünscht sind. Eine Vorbedingung für Integration.

Trotz des Berliner Fortschritts: Vieles lässt befürchten, dass die unionsgeführten Länder ihre generelle Haltung nicht aufgeben werden: den Druck auf Migranten groß halten, die Gegensätze zwischen Deutschen und Migranten betonen. Die 50.000 Türken, die ihren deutschen Pass verwirkt haben, sind für sie ein gefundenes Fressen.

Dabei werden gerade durch diese kleine Krise Mängel sichtbar. Hiesige Politiker, Behörden und Medien waren nicht in der Lage, Millionen von Migranten über ein Gesetz zu informieren, das in erster Linie sie selbst angeht. Da kann sich keiner hinter der Floskel verstecken, die Migranten würden die deutsche Sprache nicht beherrschen. Verantwortlich dafür ist vor allem der Unwille der Politik und der Gesellschaft, mit Migranten über ihre Probleme und ihre Situation zu sprechen – und zwar bevor die Entscheidungen fallen.

So war es, als der Gedanke der doppelten Staatsbürgerschaft wegen konservativer Bedenken grundsätzlich abgelehnt wurde. Diese Frage wird sich bald wieder aufdrängen. Denn eines steht fest: Viele Eingebürgerte fühlen sich mit dem deutschen Pass allein unsicher. Der ursprüngliche Pass dagegen würde die Integration hierzulande fördern.