sprachförderung : Abc für Kitas
Pisa, Iglu, Bärenstark oder Quasum – an verquasten Neologismen mangelt es der Pädagogikbranche zurzeit nicht. Im Wochenrhythmus werden Eltern, Schüler und die Öffentlichkeit mit neuen Testgenres und -ergebnissen gespickt. Meistens kommt dabei heraus, dass alles noch schlechter ist als stets befürchtet. Umso befriedigender ist die Nachricht, dass der Schulsenator aufgrund der miesen Noten nun auch seine Hausaufgaben macht: Kita-Erzieherinnen sollen zusätzlich qualifiziert werden, damit die Hauptstadt-Kids überhaupt schulfähig gemacht werden können.
Kommentar von ADRIENNE WOLTERSDORF
Damit packt Klaus Böger, zuständiger Schulsenator, eines der Grundprobleme tatsächlich dort an, wo es noch zu beheben ist: nämlich in der Vorschulzeit. Tatsächlich hatte die Berliner Sprachstandserhebung „Bärenstark“ verheerende Sprachlosigkeit zutage gefördert: In den Innenstadtbezirken können 60 Prozent aller nichtdeutschen Erstklässler und immerhin 13 Prozent der deutschen dem Unterricht ohne intensive Sprachförderung nicht folgen.
Diese Kinder, sagte der Schulpsychologe und Testleiter Andreas Pochert damals, könnten einfache Kurzsätze nicht fehlerfrei formulieren. Solche Mängel erst in der Grundschule auszugleichen ist verschenkte Zeit. Gut, dass die Kitas nun aktiv werden sollen – bleibt das Problem, dass für Weiterbildung nur wenig Geld da ist. Pro Jahr können nur maximal 2.000 der rund 15.000 Betreuerinnen qualifiziert werden. Der Senator hat für Mai allerdings eine „große Lösung“ angekündigt – hoffentlich findet er bis dahin ein paar Piepen mehr als die anvisierten 90.000 Euro. Denn bei den Kleinen zu geizen bedeutet, jahrgangsweise Schulversager großzuziehen.