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specht der wocheZum Geburtstag von DT64

Christian Specht, Jahrgang 1969, ist politisch engagiert und setzt sich für mehr Mitwirkungsmöglichkeiten von Menschen mit Beeinträchtigung in den Medien ein. Seit 2017 ist er der erste Mensch mit Beeinträchtigung im Vorstand der Lebenshilfe Berlin. Wenn er möchte, zeichnet er uns den „Specht der Woche“.

Ich habe ein Radio gemalt, auf dem DT64 läuft. Das war ein Jugendradio in der DDR. Die haben immer gute Musik gemacht. So gemischte Musik aus der DDR und der BRD, wie Peter Maffay, die Puhdys oder Tamara Danz. Aber auch Programm über Politik. Der Sender hat die Leute ein bisschen aufgerüttelt. Mitte 1993 war dann aber Schluss.

MDR Sputnik ist der Nachfolgesender, aber ich fand DT64 besser. Wenn man heute Radio hört, dann ist das bei vielen Sendern nur ein langweiliges Gedudel. Es gibt zwar auch die Freien Radios, die ähneln DT64 ein bisschen, aber die wollen oft ihr eigenes Ding machen. Ich konnte DT64 leider erst nach der Wende hören, weil ich auf der westlichen Seite der Mauer lebte.

Als der Sender eingestellt werden sollte, gab es auch Protestaktionen in Ost- und Westdeutschland. Ich war mal auf einer Demonstration, um zu verhindern, dass es abgeschaltet wird. Da wurden an einem Infostand Zettel verteilt. Auch bei einer Mahnwache, wo die Menschen Kerzen in der Hand hielten, um sich für DT64 einzusetzen.

Mir wurde mal erzählt, dass ein Mann ein Transparent auf einer Brücke über der Autobahn aufgehängt hat, um für den Erhalt zu protestieren. Aber das hat leider nicht funktioniert. Der Sender wurde abgewickelt und in den MDR als Sputnik überführt. Die CDU hat da auch eine Rolle gespielt und wollte den Sender nicht haben. Für die war das ein rotes Tuch. Ich glaube, die wollten so Sendungen aus der DDR nicht haben.

Da haben dann viele die Hoffnung aufgegeben und das finde ich schade. Ich glaube, das war ein großer Fehler. Die Hoffnung darf man nicht aufgeben. Man hätte da hingehen sollen und sagen, dass man das nicht zulassen darf. Denn der Sender hätte auch eine Chance gehabt.

Viele Leute haben den Sender gehört, man sollte immer mal wieder daran denken. Ich wünsche mir auch mal eine Foto-Ausstellung in Berlin darüber, wie die Menschen da gearbeitet haben und welche Veranstaltungen der Sender gemacht hat. Auf dem Alexanderplatz könnte ich mir so was gut vorstellen. Wenn sie den Sender nicht abgewickelt hätten, wäre er heute 57 Jahre alt. Protokoll: David Muschenich

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