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Eine der besseren Varianten des neuen deutschen Kuschel-Pops liefert schon seit einiger Zeit die Kölner Band Klee. Es geht um Herzschmerz und Weltflucht, nichts Neues zwar, doch immerhin: „Klees“ sehnsüchtiges, melancholisches Piano-Streicher-Gitarren-Miteinander piekst direkt ins Herz. Seit etwa zehn Jahren gibt es die Band. Und schon mit ihrer alten Formation „Ralley“ zeigten Suzie Kerstgens, Tom Deininger und Sten Servaes, wie unbeschwert und tanzbar Popmusik klingen kann. Nachzuhören auch auf dem „Klee“-Debüt „Unverwundbar“ - ein Album, dass sich wie auch der gerade erschienene Nachfolger „Zwischen Himmel und Erde“ ohne Reue bekennt, gnadenlos romantisch zu sein. Mit ihrem Hang zu romantischen Zwischentönen stehen „Klee“ im Deutschpop derzeit nicht alleine da. Im Gegenteil: In Krisenzeiten schätzt man Harmonie-Gitarren und Liebeslyrik. Jetzt ist die Band im Grünspan zu Gast.
Liebhaber röhrenverzerrter Punkmusik werden am gleichen Abend eher das Docks entern: Denn hier gibt es mit Billy Talent, The Subways und Samiam Bands zu hören, die ohne Umschweife zur Sache kommen. Bei Billy Talent – mittlerweile aus Charts und Medien wohlbekannt – geht es tatsächlich nicht ganz talentlos zu: Grundsolides Gitarren-Geschredder bringt klassisch zweistimmige, hoch energische Punkrock-Mitsing-Refrains zustande. Drei, vier hart gespielte Akkorde reichen aus, um die Essenz des musikalischen Ausdrucks zu komplettieren. Das gerade erschienene Album „Billy Talent II“ marschierte mit fliegenden Fahnen durch die Charts – trotz, oder gerade wegen ihres Sängers Benjamin Kowalewicz, dessen hysterisch-überspannter Vortragsstil zum Markenzeichen der Band geworden ist. Ältere Punks mit Traditionsbewusstsein kommen an diesem Abend eher wegen „Samiam“. Bei der 1988 gegründeten Band hat es bisher noch nicht geklappt mit dem ganz großen Erfolg. 1995 waren sie kurz davor, auf dem Höhepunkt des Punk-Revivals, als ihr Album „Clumsy“ bei einem Majorlabel erschienen war. Musikalisch hat sich seitdem nicht viel verändert: das Stakkato von E-Gitarre und Bass, ein dahinfliegendes Schlagzeug, der euphorisch-kraftvolle Gesang: „Samiam“ – Legende des Emo-Core. Und schließlich noch The Subways, ein juvenil voranstürmende Trio aus der Nähe von London: Ihre ersten Singles hießen „Yeah Yeah Yeah“ und „Rock’n’Roll-Queen“. Hier gibt es jugendliches Stürmen und Drängen aus großen Fässern, einen herrlich hingerotzten Gesang und eine verstörend-verzerrte E-Gitarre, der es in den besten Momenten gelingt, aus vier Akkorden einen Masterplan für ein besseres Leben zu schnitzen.
Zu viel Gitarren-Gejaule, zu viel Indie-Jungsmusik in diesem soundtrack? Dann gehen Sie bitte zu Dälek ins Fundbureau: So klingt US-Avantgarde-HipHop der ganz düsteren Sorte. Wer musikalische Freiheit dieser Art schätzt, den könnte es womöglich auch in die Fabrik zum Tomasz Stanko Quartett treiben – Trompeten-Impro-Jazz auf der Suche nach neuen Formen.MAREK STORCHKlee: Mi, 20.9., 20 Uhr, GrünspanBilly Talent, Samiam, The Subways: Mi, 20.9., 19 Uhr, DocksDälek: So, 17.9., 21 Uhr, FundbureauTomasz Stanko Quartett: Di, 19.9., 21 Uhr, Fabrik