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Archiv-Artikel

sind sie für deutschland?

THOMAS BRUSSIG, 40, Schriftsteller und Dramatiker, erinnert sich genau an den Moment, in dem er dem deutschen Team seine Zuneigung schenkte. „Seitdem es nicht mehr gut läuft; seit der Halbzeitpause im WM-Viertelfinale Deutschland – Kroatien 1998“, sagte er der taz. Grund: „Ich bin immer für die Underdogs.“ Eine bewusste Entscheidung sei das aber nicht gewesen, betont Brussig. „Man kann sich nicht aussuchen, für wen man ist. Die Psyche des Fans und damit meine eigene ist mir vollkommen rätselhaft. Das ist wie mit der sexuellen Orientierung.“ Brussig ist Autor des Theaterstücks „Fußball ist alles“. Er interessiert sich für schönen Fußball und für Niederlagen, die er für die stärkeren Erfahrungen hält. Seine Leidenschaft für den BFC Dynamo verlor er, als dieser zum fünften Mal hintereinander DDR-Meister wurde. Brussig hofft sehr auf ein Weiterkommen der deutschen Mannschaft, die seit Klinsmanns Trainer-Vorgänger Völler endlich wieder attraktiven Fußball spiele. Eine Sternstunde: Ballacks Rettungstat mit der Gelben Karte im Halbfinale der letzten WM. Er würde sich aber auch über einen WM-Sieg der Tschechen oder einer anderen europäischen Mannschaft freuen. Hauptsache, England gewinnt nicht. „Denen wünsche ich alles Schlechte und viele Blamagen.“ Und wenn Brasilien siegte, wäre das ebenso spektakulär wie ein Meistertitel für die Bayern. Ginge es nach Brussig, würde die WM immer in Deutschland stattfinden. Die aufgekratzte Stimmung und die kollektive Erregung? Brussig freut sich darüber, da sie sich nicht chauvinistisch äußere. „Natürlich ist auch eine Menge lächerlicher Kommerz dabei, aber wenn der Ball rollt, ist mir alles andere egal.“