silke burmester : Holt mich hier raus, ich bin ein Strauß
Die öffentliche Depression von Max Strauß ist für alle Beteiligten ein Problem – in den Medien bleibt er das dicke Kind von Franz Josef Strauß
Max Strauß hat sich im Gesetzesdschungel verirrt. Weil im Dickicht der Justiz das Klima rau ist und er schon arg mitgenommen, hat er nur einen Wunsch: „Holt mich hier raus – ich bin ein … ein Suizidgefährdeter? Ein Unzurechnungsfähiger? Oder ein gewiefter Bub, der von klein auf gelernt hat, dass alles nur eine Frage der Auslegung ist? Holt mich hier raus – ich bin ein Strauß? Die Medien sind in der Bredouille. Zwar sollen sie lediglich Bericht erstatten und die Bewertung dem Leser oder Zuschauer überlassen, doch ist es schwierig, diesem wegen Steuerhinterziehung angeklagten Mann offen zu begegnen.
Seine engen Kontakte zu dem durch den Parteispendenskandal einem breiten Publikum bekannt gewordenen Waffenhändler Schreiber lassen nicht nur auf Schlimmes schließen, sie rufen auch Erinnerungen an die Machenschaften des Franz Josef Strauß wach. Die gelten in mancher Hinsicht als dubios, konnten Strauß jedoch nie als kriminell nachgewiesen werden. Die Verstrickungen der Familienmitglieder in seine diversen Geschäfte bringen die bayerische Auslegung von Freundschaft auf den Plan. Maxens plötzliche Depression nach den Jahren der Selbstherrlichkeit, die ihn nun so gänzlich von der Verantwortung entbinden soll, erinnert an die Gedächtnisausfälle Helmut Kohls vor dem Untersuchungsausschuss.
Darüber hinaus ist Max Strauß schlichtweg die Verkörperung aktueller Medienthemen, wandelndes Problembündel und Trauerkloß in einem. Und zuletzt hatte der Schauspieler Heinz Hoenig die besondere Schutzbedürftigkeit psychisch Kranker vor den Medien medienwirksam bei Maischberger inszeniert. Am angeblich akut selbstmordgefährdeten Strauß könnte das Exempel statuiert werden.
Seine Schwester Monika Hohlmeier verweist auf einen Punkt, der bedeutsam für den öffentlichen Umgang mit Strauß junior ist: Dieses Riesenkind erinnert so sehr an seinen Vater, dass man gar nicht umhinkommt, negative Assoziationen, offene Rechnungen und all jene Antipathien, die Franz Josef Strauß wegen seines Amigo-Gehabes auf sich zog, auf Strauß junior zu übertragen.
Max Strauß sitzt in seiner über die Jahre angelegten Jauchegrube aus Lug, Betrug und Größenwahn. Vielleicht holt ihn einer raus. Klüger wäre es, Schlingensief zu folgen und Scheitern als Chance zu begreifen.