piwik no script img

Archiv-Artikel

silke burmester Menschengerechte Berichterstattung

Über eine Auszeichnung, die ohne die Unterstützung der Medien nicht verliehen worden wäre. Zumindest nicht an Terre des Femmes

Es ist die Zeit der guten Nachricht. Und dies ist eine: Die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes wird heute für ihr Engagement gegen Zwangsheirat vom „Bündnis für Demokratie und Toleranz“ ausgezeichnet.

Was das mit Medien zu tun hat, wollen Sie wissen? „Gar nichts“, könnte ich jetzt antworten. Ich habe nur gerade die Macht und will, dass das hier steht. Damit ins Gedächtnis zurückkommt, dass es diese Organisation gibt. Damit die traurige Tatsache bewusst wird, dass es heutzutage überhaupt noch Organisationen geben muss, die sich dafür einsetzen, dass die Menschenrechte auch für Frauen gelten.

Dass Klitorisbeschneidung eine lebenslange Folter ist. Witwenverbrennung in Indien an der Tagesordnung. Mit Frauen und Kindern als Sexwerkzeugen gehandelt wird wie mit Autoreifen, weltweit Frauen und Mädchen zwangsverheiratet werden. Dass sie verstoßen oder getötet werden, wenn die Mitgift nicht stimmt.

So einfach ist das. Aber so einseitig ist der Tatbestand, dass diese Meldung hier steht, nicht. Tatsächlich gebührt den Medien an dieser Stelle viel Lob. Denn Terre des Femmes bekäme die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung nicht, wenn die Kampagne „Stoppt Zwangsheirat“ nicht breit aufgegriffen worden wäre. „Die Resonanz hat nicht mehr aufgehört“, berichtet Rahel Volz, Leiterin der Kampagne. Von der Frankfurter Rundschau über den Spiegel bis hin zur Welt am Sonntag reichte die Berichterstattung, neben den vielen kleinen Zeitungen, die im Zusammenhang mit Aktionen auf die Problematik hinwiesen.

Es ist nicht der Blick des „Auslandsjournals“, mit dem das Thema Zwangsheirat betrachtet werden muss. Wer darüber berichten will, muss seine Protagonisten nicht in Indien, der Türkei oder Vietnam suchen. Der Verhandlungen der Eltern, zu welchen Konditionen einem Mann oder dessen Familie die eigene Tochter versprochen wird, findet täglich in Deutschland statt. Allein in Berlin sind im Jahr 2002 230 Zwangsehen bekannt geworden. Schätzungen über die Dunkelziffer gibt es nicht. Die jüngste Betroffene, die sich im Zuge der Kampagne meldete, war 15 Jahre alt.

Auch Radiostationen haben ausführlich über die Aktionen berichtet. Nur das Fernsehen tat sich bisher schwer. „Die kommen jetzt erst“, berichtet Rahel Volz. Dafür, dass noch mehr Betroffene erfahren, dass ihre Situation kein Einzelschicksal ist, sondern etwas, gegen das frau sich wehren kann, kommen die 5.000 Euro gerade recht. Sie werden für ein zweisprachiges Faltblatt verwandt.