silke burmester : Hallo, Uschi!
Uschi Glas liest angeblich alles, was über sie so verbreitet wird. Also auch diese Kolumne, die sich damit flugs in einen Brief verwandelt
Neulich war im Magazin der Süddeutschen zu lesen, dass Uschi Glas jede Kritik über sich lese. Jede. Wenn die Uschi alles über sich liest oder fremdlesen und zutragen lässt, dann ist das hier die Gelegenheit, die Uschi direkt anzusprechen und all das zu sagen, was ich der Uschi schon immer sagen wollte. Womit das Medium Zeitung seiner ursprünglichen Bedeutung als Mittel zur Kommunikation zugeführt wäre. Zu wissen, dass Uschi Glas dies liest, heißt: ihr zu schreiben. Und das ist für uns Journalisten eine seltene Situation. Also: Hallo, Uschi!
Super. Das ist jetzt so, wie wenn irgendwelche Premiere-Moderatoren über so ’ne bayerische Filmpreisverleihung laufen, in dunklen Ecken unerwartete Prominente ausfindig machen, den Leuten ein Mikrofon vor die Nase halten und hoffen, dass ihnen der Moment der Kontaktaufnahme genügend Zeit lässt, sich irgendetwas Passendes einfallen zu lassen, etwa: „Wie finden Sie die Party?“ Es ist eine ähnliche Situation, Uschi Glas am anderen Ende der Zeitung zu wissen.
Jetzt muss ganz schnell ’ne dufte Frage kommen, sonst dreht die sich weg. Aber was soll man mit Uschi Glas reden? Ihr sagen, dass man bislang leider noch nicht dazu gekommen ist, „Zur Sache, Schätzchen!“ zu gucken, es aber unbedingt noch tun will, um das Phänomen Uschi Glas endlich zu verstehen? Über Männer reden, von denen frau wegen Wurstverkäuferinnen verlassen wird? Über ihren Schlagzeilen-Sohn? Über die Bikini-Fotos? Über die CSU? Über Atomenergie? Über ein taz-Abo?
Schade, dass Uschi Glas nicht Robbie Williams ist. Das wäre etwas anderes. Ich würde ihn in seinen immer wieder erklärten Absichten bestärken, in Amerika keine Karriere zu machen und einen Großteil seines Geldes zu verschenken. Außerdem würde ich ihn fragen, ob er nicht Lust hätte, auf meiner Gartenparty im August zu singen. Natürlich könnte ich auch der Uschi sagen, sie könne gern vorbeikommen und einen Sketch vorspielen. Aber dann steh ich im August da und weiß nicht, was ich mit ihr reden soll.
Ich breche das Gespräch zu Uschi Glas jetzt ab und hoffe, dass sie doch nicht alles liest, was man an, über oder von ihr schreibt. Es ist schon alles geschrieben und gesagt.