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Archiv-Artikel

silke burmester Bewerbung mit dem Femtest

Schwangerenrabatt bei der Journalistenschule – ein süß-saures Angebot.

Rammeln lohnt sich wieder. Zumindest für Frauen. Ausbildung auch. „Klara. Schule für Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit“ hat diese tollen Dinge nun auf einen Nenner gebracht. Das aus der Berliner Sektion der Henri-Nannen-Schule hervorgegangene Unternehmen bietet Schwangeren zehn Prozent Rabatt auf seine Kurse. Motto: „Wir sorgen für journalistischen Nachwuchs“ und, hahaha, man klopft sich auf die Schenkel: „Dieses Angebot gilt neun Monate.“

Man kann das süß finden. Und denken, die denken mit. Man kann aber auch angesichts der Marktlage, der Perspektive für Nachwuchsjournalisten und der Situation von berufswilligen Müttern in dieser Gesellschaft zu dem Schluss kommen, dieses Angebot ist der reinste Hohn. Männerhohn. Und richtig. Sechs Herren bilden die Spitze des Unternehmens, einer der beiden Geschaftsführer zeigt sich für die lustige Idee verantwortlich.

Nehmen wir das nette Angebot einmal an. Geben wir einen „Femtest“ ab und bilden uns ermäßigt weiter. Im Interviewtraining, in der Recherche. Irgendwann ist das Kindchen da. Und jetzt? Unser Wissen, unsere Fortbildung? Wir hatten vor der Schwangerschaft eine ganze Stelle und haben sie auch jetzt noch. Eine halbe Stelle gibt es in unserem Unternehmen nicht. Wir haben einen Mann, der leider, leider nicht zu Hause bleiben kann, weil er schließlich mehr verdient als wir. Kindergartenplätze erst ab drei Jahren, sofern Bedarf, und Bedarf ist nicht wirklich gegeben, schließlich verdient der Herr ja genug. Betriebskindergärten? Hä? Was? Na gut, dann arbeiten wir frei. Super, versucht ja auch sonst keiner. Immerhin können wir jetzt diese lustigen Selbsterfahrungskolumnen absondern über dieses putzige Dilemma zwischen Kacke und Karriere oder in einer anspruchsvollen Zeitschrift unser Geburtstrauma und den Dammriss aufarbeiten. Oder das Sexleben nach dem Kinderkriegen. Die Welt ist voll von spannenden Themen, die sich aus der Elternschaft ergeben, und vielleicht möchte man beim Institut Klara endlich in ansprechender Form darüber lesen.

Um es jetzt einmal ganz freundlich zu sagen: Frauen brauchen keine zehn Prozent Preisnachlass, wenn sie schwanger sind. Frauen brauchen auch keinen zweiten oder dritten Braten in der Röhre, nur weil es mit dem Job nicht so gut klappt. Frauen brauchen eine Umstrukturierung der Arbeitswelt. So einfach ist das.