sieben sachen:
Musikalisches Wechselbad
Ein Wolf verschlingt eine Ente, wird in freundschaftlicher Zusammenarbeit gefangen und in den Zoo gebracht. Wenn das inklusive Theater Thikwa und das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin sich diese simple Gut-gegen-Böse-Story zur Brust nehmen, geht sie sicherlich ganz anders aus … Kritisch hinterfragt wird Sergei Prokofjews „Peter und der Wolf“ in der Reihe „Konzert für Alle“ zunächst demontiert und dann mit großem Orchesterwohlklang neu zusammengesetzt.
Haus des Rundfunks, 23. 3., 15 Uhr, 12 Euro
Sound für die Bewegung
Brass Riot begannen ihre Karriere als Straßenmusiker in Lüneburg. Lange spielten sie ihren explosiven wie vergnüglichen Mix aus Punk, Jazz und Elektronik vor allem auf Demos. Nun kommt die aktivistische Band zu einer Ersatzshow ins Gretchen, da das Konzert im Februar krankheitsbedingt leider ausfallen musste.
Brass Riot: Gretchen, 27. 3., 20 Uhr, 15,50 Euro
Tradition trifft Elektronica
Ana Lua Caiano verschmelzt traditionelle portugiesische Musik mit moderner Electronica, kombiniert Klänge aus der Vergangenheit mit Synthesizern, Beatmaschinen und Field Recordings. So übersetzt sie das traditionelle portugiesische Erbe in moderne Sounds. Nach der Veröffentlichung ihrer ersten zwei EPs wurde sie bereits als „Most Promising New Artist“ ausgezeichnet. Jetzt ist Ana Lua Caiano mit ihrem tollen Debütalbum „Vou Ficar Neste Quadrado“ auf Tour und macht auch Station im Gretchen.
Obentrautstr. 19-21, 25. 3., Doors 19:30 Uhr, 10–20 Euro
Dialektik des Fortschritts
Ein algerischer Soldat gerät in Flandern in den ersten deutschen Giftgasangriff, steht auf und geht. Im Kairo der Zukunft lacht eine Androidin über Witze. Ein böhmischer Weber wird durch einen automatisierten Webstuhl ersetzt und attackiert die Maschinen. Jonas Lüscher („Kraft“) verarbeitet in seinem neuem Roman „Verzauberte Vorbestimmung“ auch seine eigene Corona-Infektion, die er mithilfe von Maschinen überlebt hat. Sein Protagonist reist nach seiner Genesung auf den Spuren des Künstlers Peter Weiss durch die Kulturgeschichte des technischen Fortschritts und dessen kritischer Reflexion.
Buchvorstellung: Literarisches Colloquium Berlin, 25. 3., 19.30 Uhr, 8/5 Euro
Wie tief ist deine Fallhöhe?
In der Tanzperformance „Redshift – Tales of Gaining Power“ blicken Alba Scharnhorst und Selina Glockner in den Abgrund. Euphorie und Angst, Leichtigkeit und Schwere ringen miteinander: Wie tief ist deine Fallhöhe? Was bedeutet dir Macht? In waghalsigen Choreografien nimmt die Performance weibliche Perspektive in den Fokus.
Schaubude, ab 21. 3., 20 Uhr, 12–25 Euro
Jenseits individueller Freiheit
Über „Osteuropäer*innen“ wird immer wieder gesprochen, geschrieben und geradezu fantasiert. Jedoch geht es selten darum, was sie selbst zu sagen haben, was sie denken und wollen. Das Festival „Every Day“ gibt nun den widerständigen Stimmen von feministsichen Künstler*innen aus Mittel- und Osteuropa eine Bühne, die selbst andere Gesellschaftsordnungen, Systemwechsel und Transformationsprozesse erlebt haben.
Every Day: HAU1, HAU2, HAU3, HAU4, 21.–29. 3.
Monster oder Maker?
Gorki goes Victor: Hausregisseur Oliver Frljić inszeniert Mary Shelleys Roman „Frankenstein“ von 1818 als Theaterstück. Jenen Stoff über den zwischen Hybris und Wahn schwebenden schweizer Wissenschaftler Victor Frankenstein also, der endlich das menschliche Wesen künstlich zum Leben erweckt, das er immer erschaffen wollte – nur um das Wesen sofort sich selbst zu überlassen und aus seinem Labor zu fliehen. Das Geschöpf zieht sich also selbst auf und bringt sich das Sprechen bei, nur um von Frankenstein permanent verleugnet und von den anderen Menschen zum Monster erklärt zu werden. Die Einsamkeit übernimmt im Buch schließlich das Steuer und nach der Vendetta folgt der Showdown in der Arktis. Auch Oliver Frljić plant, den Stoff durch das Thema Verlust zu steuern.
Frankenstein: Gorki Theater, Premiere am 22. 3., 19.30 Uhr, anschl. Premierenparty
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen