sieben sachen:
Feinstes High & Low
Schmierölig und nadelspitz sind die Grooves auf Chris Imlers letzter EP „Country Club“. Auch seine Texte darauf sind feinstes High & Low („Computerprotokoll / Fuck you all“). Nachdem Imler pandemiebedingt im letzten Jahr keine Release feiern konnte, wird jetzt nachkonzertiert. Und vorkonzertiert. Denn der – Zitat Pressemitteilung – „ewige Straßenjunge“ wird mit „Operation Schönheit“ 2022 schon wieder ein neues Album rausbringen. Beim Konzert mit dabei: Julien Deblois, der auch schon bei „Country Club“ ein unruhiges Kribbeln in Imlers Sound geremixt hat.
8. 10., Urban Spree, Revaler Str. 99, 20 Uhr, 12/15€
Make Techno Black Again
In seinem neuen Buch Assembling a Black Counter Culture betrachtet der Theoretiker, Musiker und Aktivist DeForrest Brown, Jr. die Geschichte des Techno durch die Linse der Schwarzen Arbeiterklasse in den USA und zeichnet die Migration von Techno nach Europa nach. Für „On Music“ stellt er das Werk im HKW Restaurant vor. Unter dem Motto „Techno at the End of the Future“ spricht er danach mit Lerato Khathi alias Lakuti (Uzuri Recordings) und Mark Ernestus (Hard Wax Plattenladen), über die Achse Detroit–Berlin. Es folgen Live-Musik von DeForrest Brown, Jr. und DJ-Sets von Lakuti und Mark Ernestus.
7.10., HKW, John-Foster-Dulles-Allee 10, 19–24 Uhr, 10/8€
Der mythische Hobby-Archäologe
Er glaubte den „Schatz des Priamos“ gefunden zu haben, und behängte gleich damit seine junge Gattin. Die Bilder von Sophia Schliemann mit den antiken Schmuckstücken aus Troja wurden derart bekannt, man verfolgte nicht mehr, dass sich Heinrich Schliemann in der Datierung des Schatzes um gut 1.250 Jahre geirrt hatte. Wie sich der Selfmademan und streitbare Hobby-Archäologe inszenierte und dabei die aufkommende Massenpresse im 19. Jahrhundert nutzte, zeigt eine Ausstellung der Humboldt-Universität. Zur Eröffnung spricht der heutige Grabungsleiter von Troja, Rüstem Aslan, vor Ort und online.
2.–23.10., HU, Unter den Linden 6, Vortrag 1.10., 18.30 Uhr
Staub und Zukunft
Von Aluminium umhüllt und Lüftungsschächten umschlungen – Ursulina Schüler-Witte und Ralf Schüler entwarfen das ICC in den 1970er Jahren als futuristische Maschine. Doch der Bau steht schon lange leer. Die Berliner Festspiele fahren den verwaisten Giganten mit Performances, Kunstinstallationen und Screenings wieder hoch.
7. – 17.10., The Sun Machine, ICC, www.berlinerfestpiele.de
Immer jetzt
Der Titel dieses Aufeinandertreffens von acht Musiker:innen des europäischen Solistenensembles zeitkratzer mit acht Tänzer:innen der Tanzcompagnie Rubato ist eine Totalerklärung: „Die Zeit ist immer jetzt.“ Damit erübrigt sich auch die Frage, worum es bei diesem aufgeführten Dialog zwischen aktueller Musik und Choreografie geht.
7.–10.10, Uferstudios Berlin, Uferstr. 8/23, 20.30 Uhr, 12/18 €
Singende Dinge
Objektemacher Erwin Stache ist ein Verfremder von klingenden Alltagsgegenständen, Künstlerin Ioana Vreme Moser bringt unsichtbare Soundquellen zum Schwingen. Auf dem Gelände des Zentrums für Kunst und Urbanistik (ZK/U) haben beide einen interaktiven Parcours angelegt mit „Kuckucksuhrenorgel“, Tontopf-Orchester und singenden Baumstämmen – und Außenposten am Haus der Statistik.
7.–17.10, Siemensstr. 27 und Karl-Marx-Allee 1, 11–19 Uhr
Schlafende Schwester
Das Minimal Pop Duo My Sister Grandine legt mit “sleep material“ sein fünftes Album vor. Das Duo, bestehend aus Vincent Kokot und Frieda Gawenda, hat die 15 Tracks, die von feinfühligen Folkklängen unterlegt sind, teils auf Bandmaschine aufgenommen. Die Record Release Party steigt im Donau 115 in Neukölln.
6.10., Donau 115, Donaustr. 115, 20 Uhr
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