senatorin und schauspielhaus : Überflüssiges Manöver
Es ist heikel, ein ganz klein bisschen unsouverän und deshalb so bedauerlich: Als „Bürgerin“ hat sich die Kultursenatorin in einer Senats-Pressemitteilung zum Marat-Stück am Schauspielhaus geäußert. Sie findet, die Reichen würden an den „Pranger“ gestellt und in Misskredit gebracht.
KOMMENTAR VON PETRA SCHELLEN
Diese Argumentation trifft indes nicht ganz: Erstens hatte das Manager-Magazin die dort verlesene Millionärs-Liste bereits veröffentlicht. Zweitens ist das Rezitieren von Namen auf der Bühne ein deutungsoffener Vorgang. Wenn Karin von Welck dies als „Anprangern“ auffasst, geht sie über die Interpretation des Regisseurs und des Intendanten weit hinaus.
Zudem zeugt das Statement der Senatorin von einer großen Angst vor Unmut und Rückzug von Sponsoren. Dass sie deshalb vorsichtshalber Flagge zeigt, ist ehrenwert. Dass sie es in einer offiziellem Senats-Pressemitteilung tut, zeugt von einer unguten Verwechslung von Amt und Person. Schließlich wöge das Wort jedes anderen „Bürgers“ weniger. In die Kunst einzugreifen ist zudem nicht ihr Auftrag.
Schließlich dürfte ihr Statement überflüssig sein, weil die Millionäre – außer jenen, die nicht genannt werden wollten – vermutlich souverän genug sind, um Öffentlichkeit auszuhalten: Etliche von ihnen sponsern Kulturprojekte. Und wissen die Freiheit der Kunst also zu schätzen.