senatoren verzichten kollektiv : Nur wer Wasser trinkt darf prassen
Bremen ist eine Stadt der Gesten: Das scheint der Senat mittlerweile verstanden zu haben. Gestern verzichteten die betroffenen SenatorInnen kollektiv darauf, die ihnen zustehende Umzugsbeihilfen abzurufen.
Kommentar von BENNO SCHIRRMEISTER
Die Bagatellsummen, um die es beim Umzug der fraglichen Single-Haushalte – die Familien von Bildungssenatorin Renate Jürgens-Pieper und Wirtschaftssenator Ralf Nagel siedeln nicht nach Bremen um – gegangen wäre, hätten eigentlich keinen vernünftigen Menschen länger als zwei Minuten beschäftigen dürfen: Es ist üblich, diejenigen, die man für eine schwierige Aufgabe gewinnen will, pfleglich zu behandeln. Und ihnen den räumlichen Wechsel zu erleichtern.
Nur: Dass es für den Wechsel ins Amt eines Bremer Lokalpolitikers eines Anreizes bedarf, das verträgt sich mit dem hiesigen Selbstverständnis nicht. Zwar tauscht Jürgens-Pieper ihre splendid isolation in der niedersächsischen Tiefebene gegen ein Appartement in lärmender City-Lage und Nagel zieht aus dem schicken Hamburg ins siffige Bremerhaven. Aber aus Bremischer Sicht ist es eine Ehre hier Dezernent, pardon: Senator!, zu werden. Eigentlich müssten die Gerufenen zuzahlen, um den Job übernehmen zu dürfen – und Wasser trinken, um ungestraft in Saus und Braus leben zu können.