seilbahn-verordnung : Wenn die Gondeln Freude tragen
Hätte der Projektmanager Dirk Nishen nach der Wende mehr Erfolg gehabt, hätte Berlin heute eine Seilbahn. Übers Regierungsviertel würde die fahren und tiefe Einblicke ins Innenleben der Berliner Republik erlauben.
Kommentar von UWE RADA
Hätte Berlin eine Seilbahn gehabt, hätte es auch eine Seilbahnverordnung erlassen müssen. Schließlich kann man so ein Ding mit Gondeln, Drehrädern und hohen Masten nicht mir nix, dir nix betreiben. So eine Seilbahn will begutachtet und geprüft werden, und im schlechtesten Fall will man auch wissen, wen man zur Verantwortung zieht. Hätte Berlin eine Seilbahn und einen Seilbahnunfall, aber keine Seilbahnverodnung, hätte es womöglich auch für einen Flachlandtiroler wie Berlins Regierenden Bürgermeister eng werden können.
Seit gestern hat Berlin nun eine Seilbahnverordnung, aber keine Seilbahn. Das kann man zwar erklären. Mit der EU und ihrer Wut zur Überregulierung. Mit dem deutschen Föderalismus, der noch immer die wichtigsten Entscheidungen in die Hände der Länder gibt.
Man kann es aber auch nutzen. Nicht nur im Regierungsviertel, sondern auch im Alltag. Unter die Hochbahn ließen sich zum Beispiel Drähte spannen, an die sich vortrefflich kleine Gondeln hängen ließen. Zweierkabinen natürlich, je nach Bedarf als Coupé, aber auch verschließbar. Händchen hältend über Kreuzberg zu gondeln, das wäre doch was.
Vielleicht würde ein Investor sogar eine Seilbahn über den ehemaligen Mauerstreifen führen. Oder auf den Teufelsberg. Alles Quatsch?
Ein Blick auf Jericho zeigt, wie es geht. Dort führte vor der Intifada eine Seilbahn auf den Mount of Temptations, wo Jesus einst der Verführung des Teufels widerstanden haben soll. Auch wie man so was realisiert, könnte der Senat von Jericho lernen. Finanziert wurde das Ganze nicht von der Stadt oder der palästinensischen Autonomiebehörde, sondern einem ausländischen Konsortium – aus der Schweiz.
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