schurians runde welten : kahn kifft kaum
„Ich wusste, dass er gehascht hat.“ (Uli Stielike)
Zum Kiffen muss man geboren sein. Ich bin es nicht, ist aber nichts Genetisches: Mein älterer Bruder qualifizierte sich direkt für die deutsche Meisterschaft im Kiffen.
Mit Sechzehn zog er in ein Trainingslager, legte sich ein halbes Jahr mit einem fetten Kater auf eine Vorstadt-Couch und haschte von früh bis spät. Kam wieder zurück und baute sich eine stinkende Wasserpfeife aus alten Socken. Mein Stiefvater trank mit ihm nächtelang Wein und versuchte ihn so von seiner Drogensucht abzubringen.
Es waren die Siebziger. Meine Eltern überlegten, ob sie nicht einen ärztlich kontrollierten Selbstversuch wagen sollten, was leicht gewesen wäre, mein Stiefvater war Arzt.
Mit zwölf suchte ich mir eine Clique. Nach der Schule träumten wir von Drogen wie vom ersten Mal, einige von uns hatten es hinter sich. Zum Beispiel Jan. Er wohnte mit Mutter im Altbau gegenüber der Bereitschaftspolizei. In zwei Zimmern lebten Cannabis-Pflanzen, im Hausflur konnte man nicht atmen. Jan war ein wenig zurück geblieben.
Auch hier wollte es nicht klappen. Bei mir passierte nichts und am nächsten Tag wackelten meine Knie. Ich ließ es bleiben. Auch bei meiner Pflegeschwester in Südfrankreich, die mit ihrem Mann nicht nur Blumen züchtete. Bei einem Besuch zeigte er uns seine Freiluftplantage. Abends stand die Siedlung auf Mink de Ville und ich fand nichts dabei, nein zu sagen. Auch nicht bei der Staude, die meine Mutter anpflanzte, weil sie schön sei, oder in der Studentenwohngemeinschaft, in die der amtierende Kiff-Weltmeister einzog. Genug.
Als erfahrener Nichtkiffer darf ich es hier also mal klar stellen: Solange es keine Meisterschaften im Abhängen gibt, im Heißhungerhaben, im Festgrinsen oder Bettschwerfühlen, solange ist Cannabis kein Dopingmittel. Und, lieber sündiger Ex-DFB-Torwart Alexander Walke, wundern Sie sich nicht, wenn ihnen die ganze Sache ziemlich gleich ist. Der große Kahn trinkt Gin Fizz.
13.12. Ratingen - Düsseldorf
Vielleicht findet Walke in der Oberliga ein Zuhause, hier sind Dopingproben so selten wie Derbies an der Tagesordnung.
Ratingen trifft am Samstag auf Düsseldorf. Für Fortuna-Fans ist das die Höchststrafe, für die Ratinger ein Weihnachtsgeschenk. taz-Liebling Massimo Morales, Düseldorfs Italo-Trainer stellte nach der 1:0 Schlappe gegen Düren eine knifflige Textaufgabe: „Gestern hätten wir drei Stunden spielen können. Wir hätten nie getroffen. Wie auch, wenn man in 90 Minuten nur einmal richtig aufs Tor schießt.“ Also: Wie oft hätte Fortuna in drei Stunden aufs Tor geschossen? Hm. Erstmal einen bauen.