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Archiv-Artikel

schurians runde welten Die Winterpause aufhalten

„1877: William Lindsay war nach Henry Waugh Renny-Tailyour und William Slaney Kenyon-Slaney bereits der dritte Inder, der für ein britisches Nationalteam spielte.“ (IFFHS-Team, übersetzt von Alfredo W. Pöge)

Am Anfang war das Wetter. Ohne Wind und Regen wäre aus der Welt nichts geworden, aus den Menschen auch nicht: Nur weil ihnen kalt wurde, rückten die Einzelgänger zusammen und so begann alles andere, auch das große Gerede. Schließlich, weil sie sich Windhosen, Blitz und Donnergrollen nicht erklären konnten, kamen sie in den Höhlen ins Grübeln. Und heute sind wir nun bei der gottlosesten Antwort auf das ewige ‚Warumwiesoweshalb‘ angekommen: Wir selbst sind Schuld. Durch unsere Abgase sorgen wir für Extremwetter und den wärmsten Januar aller Zeiten. Natürlich ist das nichts als hybrider Unfug.

Tatsächlich ließ der Winter schon immer auf sich warten seit es die Winterpause(sic!) gibt. Ende Januar, wenn die bundesdeutschen Fußballprofis ihre nutzlosen Trainingslager an der Algarve beendet haben (genauso gut hätten sie in Mönchengladbach üben können), kommen Schnee und Eis zurück. Garantiert. Ich kann mich jedenfalls an kein Jahr erinnern, wo im Februar oder März nicht Reif am Stadionbier klebte. Die beste Maßnahme gegen die erhöhte Temperatur wäre also, die Winterpause sofort und ersatzlos zu streichen. Nur Minuten wird es dauern, bis Vater Frost zurück kehrt, die Seen zufrieren, Schneepflüge ausrücken, Eisblumen wachsen, Rasenheizungen versagen und – hurra– Hallenturniere abgeschafft werden.

Die erhabensten Fußballer werden auf Parkettboden zu Bolzplatzangebern, Fliegendwechslern, Bodycheckern. Ich habe es gerade am eigenen Leib erlebt. Die Verdichtung des Fußballs in der Turnhalle raubt ihm jede Schönheit und Timing. Dann sollte man besser gleich Handball spielen, Basketball oder Volleyball – die niederste, abscheulichste aller Mannschaftssportarten unterm Dach.

Das Ballspiel mit dem Fuß ist dagegen so würdevoll, dass es nun ein „Genie des Weltfußballs 2007“ gibt; kein anderer Sport hat solch einen Titel zu vergeben. Natürlich ist Franz Beckenbauer das Genie– die „Internationale Gesellschaft für Fußballgeschichte und -statistik“ (IFFHS) hat ihn dazu gekürt. Weil Kollegen schon viel zu der geheimnisvollen Truppe um den DDR-Flüchtling Alfredo W. Pöge aus Wiesbaden – immer dieses Wiesbaden – geschrieben haben, nur das noch: Dieser Verein, in dem sich die hässlichsten Männer der Welt versammeln, ist ein grandioses Gesamtkunstwerk, das vor einigen tausend Jahren in einer Höhle im Riesengebirge ausgeheckt wurde. Und warum? Weil es draußen so schön kalt war. CHRISTOPH SCHURIAN