schulreform : Endspurt für Senator Böger
Noch ist Klaus Böger halbwegs entspannt. Gut erholt und leicht gebräunt trat der SPD-Bildungssenator gestern vor die Presse und erläuterte, was sich in Berlins Schulen ab Montag alles ändern wird. Dann beginnt das neue Schuljahr – und das dürfte für Böger zu einer Art Endspurt werden. Erst kurz vor der Ziellinie wird klar sein, ob der SPD-Politiker als halbwegs erfolgreicher Reformer dasteht – oder als der Bildungssenator, der in Kitas und Schulen vor allem eines verbreitet hat: Verunsicherung.
KOMMENTAR VON SABINE AM ORDE
Zwar ist das neue Schulgesetz seit Februar in Kraft, einige Neuregelungen werden bereits ab Montag wirksam. Der große Batzen aber kommt mit dem Schuljahr 2005/2006. Dann soll beispielsweise die Verlässliche Halbtagsgrundschule flächendeckend eingeführt, die Schulanfangsphase der Klassen 1 und 2 ganz neu organisiert sein. Der mittlere Schulabschluss kommt, die Schulpflicht wird um ein halbes Jahr vorgezogen. Gleichzeitig werden die Schülerhorte an den Kitas abgeschafft, die Grundschulen für die Nachmittagsbetreuung ihrer Kinder zuständig.
Jedes dieser Vorhaben ist für sich genommen ein gigantisches Umstrukturierungsprojekt. Das Problem dabei: Vieles ist bislang nicht gut vorbereitet. Um nur zwei Beispiele herauszugreifen: An vielen Grundschulen herrscht bislang große Ratlosigkeit, wie ab 2005 die Kinder nachmittags betreut werden sollen. Das Gleiche gilt für die Neugestaltung der Klassen 1 und 2.
Noch hat der Schulsenator ein Jahr Zeit. Dann treten nicht nur zahlreiche Neuerungen in Kraft. 2006 wird in Berlin auch gewählt. Und es liegt an Böger, ob die SPD in der Bildungspolitik Erfolge zu verkaufen hat. Die Partei hat das dringend nötig. Und die Berliner Kinder haben es noch viel mehr.
bericht SEITE 22