schnittplatz : Neues, schönes Deutschland
Eines kann man den Holtzbrincks nicht vorwerfen: Dass ihre Blätter nicht auch über Verlagsangelegenheiten berichten würden: „Der Chefredakteur des Tagesspiegel, Giovanni di Lorenzo, hat sich am Samstag bei einer Podiumsdiskussion von Chefredakteuren deutscher Tageszeitungen in der jetzigen Situation für den Kauf des Berliner Verlages (Berliner Zeitung) durch die Verlagsgruppe Holtzbrinck (Der Tagesspiegel) ausgesprochen (…). Giovanni di Lorenzo wies darauf hin, dass Süddeutsche und Tagesspiegel in jüngster Zeit am Markt Erfolg gehabt und ihre Auflagen gesteigert hätten. (…) Der Chefredakteur bezeichnete die Situation in Berlin als äußerst schwierig und unangenehm.“ – So weit, so Tagesspiegel (S. 31).
Und auch wenn wir uns eigentlich nicht schon wieder mit dem leidigen Thema beschäftigen wollten: Giovanni di Lorenzo als Generalsekretär des Zentralkomitees zur Durchsetzung von Ministererlaubnissen und Staatsratsvorsitzenden der BAK (Berliner-Abozeitungs-Kombo) zu verhohnepiepeln, ist nicht die feine englische Art.
Zumal der Chefredakteur die zitierte Runde beim „netzwerk recherche“ eher als Warm-up für seinen Auftritt beim Ökumenischen Kirchentag (Forum Medien, Fr. 15.00 Uhr, Messehalle 21a) nutzte: „Lasst uns ein Dach finden, unter dem wir mit möglichst vielen redaktionell Unabhängigen zusammenkommen. Und ich bitte alle anderen, ihre Zeitungen am Markt zu halten.“ In Ewigkeit, Amen.
Aber er kann auch ganz anders, wie „GdL“ gestern beim „Hamburger Dialog“ mit Manfred Braun vorführte. Braun ist nun kein Chefredakteur, sondern Manager beim Heinrich-Bauer-Verlag, der zum Ärger der Holtzbrincks den Tagesspiegel kaufen möchte.
GdL: Herr Braun, ich habe gehört, Sie wollen bei einer gut geführten und gut gemachten Tageszeitung in Berlin einsteigen. – Braun: Richtig ist, dass man in diesen Zeiten investieren muss. Das hat in München noch nicht geklappt. – GdL (unterbricht): Das kommt noch. – Braun: Im Moment wollen wir nach Berlin, vielleicht helfen Sie dabei. – GdL: Sie scheinen im Moment der einzige Verlag zu sein, der investieren kann. Haben Sie Geld? – Braun: Im Moment noch. STG/MAD