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Archiv-Artikel

schmickler macht ernst Hosi Anna!

WILFRIED SCHMICKLER: Der Mann mit der Axt holzt für die taz

Hosi Maria! Hosi Rosi! Köln ist ab sofort kardinalsfreie Zone! Denn seine Renitenz der Kölner Erdbeerschorsch weilt seit vorgestern in Rom, wo er erst seinen alten Boss unter die Erde bringen muss, um anschließend einen neuen zu wählen. Das heißt, ab dem 18. April hockt die alte Purpursocke eingemauert in der heiligen Konklave, ohne Radio, ohne Fernsehen, ohne Telefon – was für eine phantastische Gelegenheit, hier in Köln mal so richtig die gottlose Sau rauszulassen.

Die schwul-lesbische Community organisiert riesige Massentrauungen auf dem Roncalli-Platz, die ehemaligen Mitarbeiterinnen der katholischen Frauenberatungsstellen veranstalten spontane Schwangerschaftsberatungen in allen Beichtstühlen der Stadt, und der Kit-Kat-Club im Alten Wartesaal verlegt sein sündiges Treiben in den Kölner Dom: Table Dance auf allen Kirchenbänken und sexuelle Ausschweifungen der besonderen Art auf dem Dreikönigs-Schrein. Die Kölner Innenstadt wird zum zweiten Sodom, und Gomorrha liegt ab sofort in Ehrenfeld. Und auf dem Höhepunkt der gottlosen Feierlichkeiten besetzen wir das Domkapitel, küren einen Gegen-Kardinal und erklären Köln zur Pilgerstätte aller Heiden dieser Welt. Und wenn es dann irgendwann wieder heißt: Meisner ante Portas, dann kriegt er von uns eine Fahrkarte, Zweite Klasse, direkt dahin wo der heilige Pfeffer wächst.

Aber vielleicht haben wir ja auch Glück, und der Meisner wird der neue Papst. Wenn einer papabibel, dann er. Schwulenfresser, Anti-Kommunist und Frauenrechtsbrecher – Rom, was willst Du mehr! Und wir hier in Köln, wir halten es mit jenem unbekannten Kaffeetrinker, der vor ein paar Tagen im Merzenich die großen Worte von sich gab: „Wat interessiert misch dä Papst, isch bin evanjelisch, ich han dä Dud vom Martin Luther noch ja nit verdaut!“