sarah bsc : Schlechtes Vorbild
In Zeiten, in denen Hertha BSC meist so spielt wie früher die Bayern – also nicht schön, aber erfreulich effektiv –, kann man sich der rasenfernen Unterhaltung des Vereins zuwenden. Ob jedoch Patrick Ebert dafür der Richtige ist?
Immerhin, er hat sich aufgeopfert und Schwung in die Klatschecke von Hertha gebracht. Leider ist er in dieser Beziehung in keiner Weise mit „Golden Shoe“ Marcelinho, dem König der Eskapisten, zu vergleichen. Aber Ebert bemüht sich – und das sollte man anerkennen. Er ist allerdings, so vermute ich, nicht eben der Allerhellste. Denn ansonsten fällt einem auch volltrunken etwas Lustigeres ein als blödes Autospiegelabtreten.
Das ist zwar nicht bewiesen – und darum sind meine Gedanken natürlich nur Mutmaßungen –, aber mit dieser Aktion stellt er sich eher in die Tradition von Ex-Boxer „Rocky“ Rocchigiani. Über den wird kolportiert, dass er früh auf sich aufmerksam machte, weil er mit einem frisierten Mofa den Gehweg des Kottbusser Damms unsicher machte und erst durch die Polizei gestoppt werden konnte. Rocky besaß keinen Führerschein.
Immer wenn ich Boxkämpfe von ihm sah, stieg vor meinem inneren Auge dieses Bild auf: Ein junger pickliger Graciano kachelt, tief über den Lenker gebeugt, mit „Vollgas“ über den Bürgersteig. Ernst nehmen konnte ich Rocky nie. Und Patrick Ebert ist, was den Unterhaltungswert angeht, leider nur ein Anfänger mit schlechtem Vorbild. Und darum ist es auch richtig, dass er jetzt dort angekommen ist, wo er hingehört: bei den Amateuren. Noch mal zurück auf „Los“, Patrick – und lernen. SARAH SCHMIDT