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Archiv-Artikel

sabine ahlers, historikerin Geschichte des Bewegungsmangels

Sabine Ahlers mochte nicht fotografiert werden. Die dafür abgebildete Rapperin MISSY ELLIOTT, 36, liebt deutsche (Schul-)Sportartikel. FOTO: ADIDAS

Auslöser war – das Leben, wie es halt so spielt. Ein Prof der TU Braunschweig hatte Sabine Ahlers jüngstes Buch rezensiert. Darüber war man in Kontakt gekommen. Und die Historikerin bekam einen Auftrag, der sie an einen Kreuzungspunkt von Ideen- und Regionalgeschichte geführt hat: „Halsbrechende Künste“ lautet der Titel des Buches und der Ausstellung, die sie für die Forschungsstelle für Schulgeschichte der TU und das Schulmuseum Steinhorst vorbereitet. Das Thema ist Schulsport. Begonnen hat sie mit der Arbeit im Mai 2006. Sie ist fast abgeschlossen.

Schulsport ist ein aktuelles Thema, weil kindlicher Bewegungsmangel ein aktuelles Problem ist. Aber kein neues: Vor rund 250 Jahren habe es in der Region erste Ansätze gegeben, den durch die Sitzkur des Unterrichts verursachten Gesundheitsschäden entgegenzuwirken, so Ahlers. Dokumentiert sind sie in den Annalen der Braunschweiger Waisenhausschule. Was dessen Direktor damals einführte, sei zwar noch kein Schulsport im engeren Sinne gewesen, sondern „eher Übungen wie Holzhacken“. Aber „ihr Hintergrund“, sagt Ahlers, „war schon eine Vorstellung von ganzheitlicher Erziehung“ – gespeist von Rousseauismus und den Ideen der Philanthropen.

Ahlers ist 1958 in Braunschweig geboren und hat dort Geschichte studiert. Sportlerin sei sie „nur gelegentlich“ und keinesfalls Sporthistorikerin. Grundlagenforschung musste sie trotzdem betreiben: Es gebe „nur wenig Literatur“ zum Thema, ab und an tauche in allgemeinen Werken auch ein Kapitel zum Gymnastik-Unterricht auf. Über die örtlichen Debatten und darüber, wie die konkrete Umsetzung aussah – welche Geräte und welche Räume zur Verfügung standen – „gibt es nichts“. Bisher.

Gefunden hat Ahlers ein Amalgam von gesundheitspolitischen und pädagogischen Argumenten. Den Ausschlag gab aber schließlich etwas anderes: Als Preußen 1842 das Turnen als Schulfach festschrieb, fand die Übung, mit langen Holzstangen zu exerzieren, Eingang ins Knaben-Turn-Curriculum. „Es ging“, sagt Ahlers, „um die Wehrertüchtigung für die Jungen.“