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Archiv-Artikel

rückbau im altbau Eine überfällige Bauausstellung

Natürlich ist der Begriff der Bauausstellung etwas zu groß geraten. Kein neues Hansaviertel wie 1957 wird die „Bürgerbauausstellung 2010“ hervorbringen und auch keinen Wohnungsneubau wie 1987 in der Friedrichstadt. Aber darum geht es auch gar nicht. Es geht um Bilder. Und um Rechnungen.

KOMMENTAR VON UWE RADA

Die Bilder könnten so aussehen: abgetreppte Quergebäude und Seitenflügel, dazu verwinkelte Dachlandschaften mit viel Grün oder ausgedehnte Mietergärten. Wenn das auch in der Innenstadt möglich ist, wird manch einer diese Bilder kommentieren, dann müsste man nicht an den Stadtrand ziehen.

Die Rechnung könnte so aussehen: Der Vermietungserfolg durch den Bau neuer Wohnlandschaften ist größer als der Einnahmerückgang durch den Verlust an Fläche (oder auch durch wachsenden Leerstand vor dem Rückbau).

Hätten Bilder und Rechnung Erfolg, wäre tatsächlich ein neues Paradigma in der Berliner Sanierungsgeschichte eingeleitet. Und diese „Auflockerung“ wäre zugleich etwas anderes als die Verdichtungspolitik des Senats durch „Townhouses“ auf ehemaligen Grünflächen.

Erste Anzeichen für dieses Umdenken gibt es. Die Vielzahl an Balkons, die in den vergangenen Jahren neu entstanden sind, deutet darauf hin, was Mieter wünschen. Ein Rückbau war bislang aber nur möglich, wenn Mieter und Eigentümer an einem Strang zogen, das heißt so gut wie nie.

So paradox es klingen mag. Gerade die Beteiligung des Haus- und Grundbesitzerverbandes macht die Bürgerbauausstellung 2010 zu einer Bauausstellung von unten. Für die Nutzer und gegen das ästhetische Diktat des Senatsbaudirektors.