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Archiv-Artikel

roma in essen Pest oder Cholera

Die 700 Essener Roma-Flüchtlinge fallen vom Regen in die Traufe: Momentan leben sie in der ganzen Stadt verteilt in „Einweghäusern“, deren Verfallsdatum naht. Deshalb hatte die Stadt geplant, sie alle zusammen in das Flüchtlingslager am Rande der Stadt zu verlegen. Doch der kürzlich ausgehandelte Zuwanderungskompromiss auf Bundesebene gibt die Richtung vor: Ein Bleiberecht für lange geduldete Flüchtlinge ist nicht vorgesehen, welches auch den Aufenthaltsstatus der seit über einem Jahrzehnt im Ruhrgebiet lebenden Roma aus Serbien geregelt hätte.

KOMMENTAR VON NATALIE WIESMANN

Für die Stadt ist das doppelt gut: Sie kann das Tempo der Abschiebungen mit Verweis auf das Bundesgesetz erhöhen. Gleichzeitig brüstet sie sich mit ihrem humanen Rückführungsprogramm. Zudem muss sie sich von der Flüchtlingslobby nicht vorwerfen lassen, Roma am Rande der Stadt in einem Ghetto mit „Lagercharakter“ einzupferchen. Von freiwilliger Rückkehr kann natürlich niemand ernsthaft reden, daher auch die geringe Zahl an Interessenten. Die serbischen Roma haben die Wahl zwischen Pest und Cholera: Entweder sie machen mit und sitzen in Serbien nach einem Jahr wieder vor dem Nichts. Oder sie versuchen, durch Untertauchen ihre Abschiebung zu verzögern. Nur Wenige haben die Chance, von der Härtefallkommission eine weitere Duldung zu erwirken. Ein Bleiberecht hätte den Menschen eine Perspektive gegeben. Abschiebung ist nie human, auch nicht unter dem Deckmantel eines Freiwilligenprogramms.