riesenrad : Die Liebe zu Höherem
Braucht Berlin ein Riesenrad? Oder noch allgemeiner gefragt: Wer braucht überhaupt ein Riesenrad? Niemand. Außer vielleicht ein paar frisch Verliebte, die romantisch durch den Himmel gondeln wollen. Und Klaus Wowereit. Denn auch er ist verliebt. In die Touristen. Weil der Regierende Bürgermeister weiß: Der Tourismus ist so ziemlich die einzige Branche seiner Stadt, die überhaupt noch Geld bringt. Und Verliebte müssen ihren Angebeteten stets was Neues bieten, sonst ist es schnell vorbei mit der amour fou. So ist das in einer ökonomisierten Gesellschaft.
KOMMENTAR VON GEREON ASMUTH
Und so ist auch verständlich, dass der Regierende sich die Chancen von den renitenten Kreuzbergern nicht vermiesen lassen will. Zumal es die ja traditionell nicht so haben mit der Liebe zu den Touristen. Doch bei aller Liebe, sie darf nicht blind machen. Das muss gerade Klaus Wowereit wissen. Schon mit dem kuscheligen Kulturzelt und der romantischen, landeseigenen Bank hat sich Berlin gehörig verkalkuliert. Wenn der Senat nun mal wieder heftig mit einem Investor flirtet, sollte er sicherstellen, dass er nicht später für die Alimente aufkommen muss.
Liebespräsente sollten zudem die Einzigartigkeit des Schenkenden charakterisieren. Riesenräder, auch riesige Riesenräder stehen in halb Europa rum. Auf Dauer lockt man damit niemanden hinter dem heimischen Ofen hervor. Das ist wie mit den Rosen – bei stetiger Wiederholung ein wenig einfallslos.
Viel passender als Berlin überragendes Symbol wäre auf alle Fälle eine gigantische Achterbahn. Bei der geht es erst langsam bergauf – und dann rasant bergab. Im Gegensatz zum Riesenrad macht eine Achterbahn aber richtig Lärm. Da hätten die Kreuzberger wirklich Grund zum ganz großen Gefühl: Hass.