revier gekippt : Metropolitik
Abgesehen von all den nervigen Key-Words, die für richtige Stimmung sorgen sollen und sich dabei einprägen wie Werbesprüche. Abgesehen von dem verordneten Optimismus mit dem ja nur die Verzweiflung der Verantwortlichen kaschiert wird. Abgesehen davon war es für SPD und Grüne im Ruhrgebiet tatsächlich ein großer Sieg – denn der von ihnen konzipierte Regionalverband Ruhr (RVR) wird von eigener Mehrheit geprägt werden. Für die CDU ist es hingegen ein Schlag mit weitreichenden Folgen.
ANALYSE VONCHRISTOPH SCHURIAN
Die Christdemokraten müssen nun auf die Stichwahlen hoffen, um im RVR-Vorstand mitreden zu können. Der Weg der West-CDU von der kirchlich-konservativen Provinzpartei zur moderneren Ruhrgebiets- und Metropolpartei ist in Gefahr. Denn die aufgeklärteren Geister in der CDU, die sich nicht zuletzt mit Ruhrchef Norbert Lammert identifizieren, haben einen Dämpfer erlitten.
Lammert selbst wirkt nun fast verdattert. Schon vor der Wahl kam es zum Konflikt mit seinem Juniorpartner Oliver Wittke, auch der Gelsenkirchener OB gilt als Reformmotor. Dass Lammert mit Rot-Grün ums neue Ruhrgebiet verhandelte und sich harmonisch auf Gemeinsamkeiten verständigte, wollte Wittke partout nicht einleuchten – er führt jetzt selbst einen recht einsamen, fast parteilosen Kampf um alle Gelsenkirchener. Fast tragisch: Verliert Wittke am 10. Oktober, verliert auch Lammert – und dann ist die metropolitische CDU Geschichte.