renten-kruse : Sozialneid, jawoll!
Juristisch ist alles sauber. Heldenhaft sogar ist es, dass Castrop-Rauxels Bürgermeister Nils Kruse auf seinen leckeren Rentenzuschuss verzichtet – findet zumindest sein Personalbeigeordneter. Aber der findet ja auch, dass es eine altruistische Geste ist, wenn jemand wie Kruse seinen lukrativen Anwaltsjob für den Bürgermeisterposten in einer Ruhrgebietsrandstadt wie Castrop-Rauxel hergibt.
Das Anspruchsdenken im Castrop-Rauxeler Rathaus ist dreist. Fünf Jahre arbeiten und für neunzehn 19 Jahre Rente, das kann man nun wirklich niemand erklären. Dass so etwas gesetzlich erlaubt ist, noch weniger.
KOMMENTAR VONKLAUS JANSEN
Dass Nils Kruse den Rentenantrag auf den letzten Drücker von der Tagesordnung hat streichen lassen, ist verräterisch. Wäre der Renten-Deal nicht nur juristisch, sondern auch moralisch einwandfrei – er hätte problemlos dazu stehen und ihn offensiv verteidigen können. Sein später Rückzieher ist kein Ausdruck schlechten Gewissens. Er hat schlicht erkannt, dass er auf dem besten Weg zu einem Wahlkampf-Eigentor gewesen ist.
Nur weil nicht alle im Rathaus wie CDU und SPD den Mantel des Schweigens über Kruses Pensionswunsch gehüllt haben, kann die „Sozialneid-Debatte“ kommen, die die Castrop-Rauxeler CDU fürchtet. Dass diese Debatte kommt, ist richtig. Denn Bürgermeistern, die in der Regel ohnehin schon vor ihrem Einzug ins Rathaus gut verdient haben, muss man nicht wirklich auch noch einen Lebensabend auf dicker Staatskohle gönnen.