ranking-flut : Eine Lieblingsstudie für jeden
2006 war auch für Nordrhein-Westfalen wieder ein Jahr der Umfragen und Rankings. Gestern sind die Städte Düsseldorf und Köln zu Standorten für „die besten Wirtschaftsaussichten“ ausgewählt worden. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers erklärte sein Land in seiner Neujahrsrede zum „Aufsteiger Nummer eins“ – und berief sich auf eine Umfrage der Unternehmensberatung Ernst und Young vom Juli 2006. Demnach gab es nirgends in Deutschland Unternehmer, die sich so positiv über ihre Geschäftslage geäußert haben wie die Mittelständler in NRW. Zufriedener als alle anderen waren die NRW-Unternehmer – man höre und staune – auch mit der Bildungspolitik.
KOMMENTAR VONNATALIE WIESMANN
Rüttgers weiß, warum er aus dieser Studie zitiert. Denn die restlichen Studien zur Kinderbetreuung, Ausgaben für SchülerInnen oder PISA-Ergebnisse weisen NRW seit Jahren einen Platz auf den unteren Rängen zu.
Was also bringen Rankings, die sich teilweise widersprechen oder wegen unterschiedlicher Untersuchungsmethoden nicht miteinander zu vergleichen sind? Für die Regierungspolitiker in NRW ist der Nutzen klar: Wenn ihr Land positiv abschneidet, machen sie sich dieses Ergebnis zu Eigen und brüsten sich bei jeder Gelegenheit damit. Wenn NRW auf dem letzten Platz landet, wird die Verantwortung auf die Rahmenbedingungen geschoben, wie etwa auf den hohe Migrantenanteil, der für die Bildungsmisere in NRW zuständig sein soll. Schlechte Umfrageergebnisse lassen auf der anderen Seite dann BildungsexpertInnen und PolitikerInnen der Opposition reflexartig aufschreien und mehr Ausgaben für Kitas und Schulen oder eine völlig neues Schulsystem fordern. Die Folgen solcher Ergebnisse sind oft neu aufgelegte Programme, die gut klingen, aber meist nicht mehr als kosmetische Korrekturen bedeuten. Dass dies so ist, werden mit Sicherheit wieder neue Studien entlarven.