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Archiv-Artikel

rainer moritz, neuerdings buchpreis-juror Jammerer auf hohem Niveau

RAINER MORITZ, 49, amtierte acht Jahre lang als Schieds- und Linienrichter. FOTO: GUNTER GLÜCKLICH

Bis jetzt musste Rainer Moritz strengstes Stillschweigen bewahren. Dabei hatte er schon vor Weihnachten die Mitteilung bekommen, dass die Akademie Deutscher Buchpreis ihn als Jurymitglied für den Deutschen Buchpreis 2008 benannt habe. „Um ehrlich zu sein“, sagt Moritz lachend, „bei einem solchen Angebot muss man nicht lange überlegen.“ Mit den sechs anderen Mitgliedern des Gremiums ist der Leiter des Hamburger Literaturhauses bereits persönlich bekannt.

Nach einem Studium der Germanistik, Philosophie und Romanistik in Tübingen nahm Moritz 1989 seine Tätigkeit im Verlagswesen auf. Zuletzt war der gebürtige Heilbronner als Programmgeschäftsführer beim Verlag Hoffmann und Campe in Hamburg beschäftigt. Das dortige Literaturhaus leitet er seit 2004. Der Abschied von der Verlagsbranche sei ihm nicht schwergefallen: Aus seinem Bürofenster am Hamburger Schwanenwik, sagt er durchs Telefon, „blicke ich direkt auf die Alster“.

Mit den Veranstaltungen im Literaturhaus, das ist ihm wichtig, will er sich vom Mainstream abgrenzen, ohne andererseits einen zu akademischen Literaturbegriff walten zu lassen. „Mit Literatur kann man wenig Staat machen“, stellt Moritz, selbst nebenbei freier Publizist, fest. „Sehen Sie sich die klassische Lesung an: ein Mann, ein Wasserglas.“

In diesem Jahr wird sein „normales Tagesgeschäft“ ein wenig hinter die Aufgaben als Jurymitglied zurücktreten müssen. „Die Vergabe eines Preises, der die Verkaufszahlen eines Buches derart nachhaltig beeinflussen kann, ist eine große Verantwortung“, sagt Moritz. Der zusätzlichen Belastung sieht der zweifache Familienvater gleichwohl gelassen entgegen. „Wer an seinem Beruf solche Freude hat wie ich, der kann sich nur auf sehr hohem Niveau beklagen.“

Anfang April wird die Jury zur ersten konstituierenden Sitzung zusammenkommen. Drei Wunschtitel für die Longlist hat Moritz bereits – welche das sind, will er nicht verraten. „Wer weiß, was der Herbst bringt“, sagt er. „Vielleicht 17 großartige Neuerscheinungen.“ ANNA-LENA WOLFF