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■ Die anderen"The Observer" (Londen), "La Repubblica" (Rom), "Il Messaggero" und "Le Monde" (Paris) schreiben über den Kosovo

„The Observer“ (London) analysiert Kosovo: Die Kritiker haben sich geirrt, aber es ist noch nicht klar, wie sehr. Die Flüchtlingsrückkehr wird schwierig, die Russen könnten ihren Teil der Abmachung nicht einhalten, Miloevic mag an der Macht bleiben. Der zukünftige Status des Kosovo liegt im trüben – sicher ist nur, daß das teuer wird. Das Ganze ist kein glänzender Sieg – aber doch der beste, den man erhoffen durfte. Die Nato hat die Nerven behalten und ihr Anliegen durchgesetzt. Auch Tony Blair hat eine Rolle gespielt:Gemeinsam mit Jacques Chirac hat er die Deutschen und Italiener im Boot gehalten – und war die schärfste Stimme für Bodentruppen.

„La Repubblica“ (Rom) meint: Jetzt ist der Moment gekommen, Bilanz zu ziehen und in die Zukunft zu schauen. Bilanz ziehen heißt, eine Abrechnung des Nato- Krieges gegen Miloevic aufzustellen, die den politischen und wirtschaftlichen Einsatz gegen den Gewinn aufrechnet. Die Zukunft muß die Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Heimat sowie den Wiederaufbau des Kosovo und des halb zerstörten Serbiens bringen. Aber neben der Frage nach dem endgültigen Gesicht Jugoslawiens muß man sich auch fragen, wie sich das Verhältnis zwischen Nato und Europäischer Union an der Schwelle zum 21. Jahrhundert entwickeln soll.

„Il Messaggero“ fügt hinzu: Seit der Einigung, die den Balkankonflikt beenden soll, sind weniger als zwei Tage vergangen. Mit Erleichterung darf man feststellen, daß der Krieg der Worte den der Waffen ersetzt hat. Im Mittelpunkt steht nun die Frage, wer den Krieg verloren oder gewonnen hat. Diese Frage läßt sich heute nicht beantworten. Dazu muß man nicht nur abwarten, ob die vereinbarten Punkte tatsächlich in die Tat umgesetzt werden. Man muß sich auch fragen, was die Nato seit dem bereits gefundenen Abkommen mit Serbien nach dem ersten Treffen von Rambouillet Mitte Februar bis heute wirklich erreicht und welchen Preis sie dafür gezahlt hat.

„Le Monde“ (Paris) bleibt kritisch: Die Alliierten sehen sich nun vor Verpflichtungen gestellt. Solange diese nicht erfüllt sind, kann man nicht von Sieg sprechen. Die Alliierten müssen die Rückkehr der Flüchtlinge gewährleisten, wenn sie nicht die „ethnische Säuberung“ bestätigen wollen. Sie müssen eine internationale Friedenstruppe so stationieren, daß dies nicht eine Teilung des Kosovo begünstigt. In dem einen wie in dem anderen Punkt gibt es zahlreiche Möglichkeiten für Differenzen zwischen den Westmächten und den Russen. Und bei jeder Etappe dieses Umsetzungsprozesses wird Miloevic bestrebt sein, den Friedensplan zu sabotieren.

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