■ Die Anderen: "Tages-Anzeiger", "Le Soir" und "De Standaard" zur Flucht des belgischen Kindermörders Marc Dutroux
Der Züricher „Tages-Anzeiger“ kommentiert die Flucht des belgischen Kindermörders Marc Dutroux: Die Festnahme beruhigt, die Rücktritte der Minister tun wohl. Aber wer nimmt den Leuten in Belgien diese abgrundtiefen Zweifel? Wer kann ihnen garantieren, daß der belgische Staatsapparat sie nicht wieder im Stich läßt? Das, was nicht hätte passieren dürfen, ist passiert. Dem Vertrauen in den belgischen Staat scheint das letzte Stückchen Boden entzogen.
Die Brüsseler Zeitung „Le Soir“ schreibt dazu: Das Undenkbare ist also geschehen. Das verrückteste, schändlichste Szenario ist passiert. Wenn ein Land einen Dutroux im Gefängnis hat, wenn es eine Äffäre hinter sich hat, welche die Grundfesten des Landes erschüttert hat, dann kann es sich keinen Fehler mehr leisten. Man kann keine mildernden Umstände mehr für jene zulassen, die einen solchen Mann, ein solch schwarzes Symbol, entkommen lassen. Wer hätte auch nur einen Augenblick daran denken können, daß Israel den Eichmann flüchten lassen würde.
Die belgische Zeitung „De Standaard“ schreibt dazu: Tiefer können eine Justiz, eine Polizei, ein Land nicht mehr fallen. Kann die regierende Koalition mit zwei neuen Ministern innerhalb einer Woche einen Aktionssplan erstellen, der dem Volk wieder Vertrauen einflößt? Kann die Regierung das überhaupt noch?
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