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■ Die Anderen"Maariv" kommentiert, daß ein Krieg gegen den Irak den Interessen Israels zuwiderlaufen würde / Zur Haltung der USA im Irak-Konflikt schreibt "Corriere della Sera" / "Sewodnja" sieht Parallelen zwischen Jelzin und Breschnew

Die israelische Tageszeitung „Maariv“ kommentiert, daß ein Krieg gegen den Irak den Interessen Israels zuwiderlaufen würde: Saddam Hussein weiß, daß die USA die militärische Bereitschaft nicht lange auf dem gegenwärtigen Stand halten können, während sie sich um internationale Unterstützung bemühen. Er kann indes seine Position ständig verändern. Selbst wenn der irakische Diktator seine „Paläste“ den UN-Kontrolleuren öffnet, die US-Soldaten zu ihren Stützpunkten zurückkehren und die internationale Spannung verfliegt, kann Saddam in einem Monat eine neue Ausrede für die Schließung der Stätten erfinden. Was wird Clinton dann tun? Das ganze Spiel von neuem beginnen? Eben aus diesem Grund besteht Clinton auf einer raschen militärischen Entscheidung. Israel hat kein Interesse an einem US-amerikanischen Angriff gegen den Irak, der uns in einen Krieg verwickeln könnte. Wir haben auch kein Interesse an einer Verschärfung der Spannungen in Nahost, die den Friedensgegnern allgemein und besonders dem Iran in die Hände spielt. In der Regierung des israelischen Regierungschefs Netanjahu gibt es sicher einige, die sich darüber freuen, daß die Irak-Krise den Friedensprozeß blockiert.

Zur Haltung der USA im Irak-Konflikt schreibt der Mailänder „Corriere della Sera“: Auf den Friedensappell des UN-Generalsekretärs Kofi Annan hat Bill Clinton gestern mit einer Kriegsdrohung geantwortet. In seiner ersten großen Rede an die Amerikaner zum Thema Irak-Krise hat der amerikanische Präsident die Kapitulation des Irak gefordert. Der Präsident hat ein Ultimatum gestellt, ohne die Vermittlungsbemühungen des UN-Generalsekretärs überhaupt anzusprechen. Nach dieser Rede bleibt Bill Clinton nur noch ein Schritt: den amerikanischen Kongreß zu einem Beschluß zur Erlaubnis der Bombardierungen aufzufordern.

Die Moskauer Zeitung „Sewodnja“ sieht Parallelen zwischen Boris Jelzin und der Amtsführung des früheren sowjetischen Staatschefs Leonid Breschnew: Der Wähler erwartet von seinem Präsidenten eine deutliche Sprache. Er muß sich zu brennenden Fragen des Alltags äußern. Auf diese Fragen hat der Präsident aber leider nicht geantwortet. Seine Botschaft erinnerte sehr an die Rechenschaftsberichte des Zentralkomitees der KPdSU. Jelzins Amtsführung gleicht immer mehr der Breschnews. Sogar im Fernsehen wird dem Präsidenten offen gesagt, daß seine Popularität unzulässig niedrig ist. Na und, könnte er denken, Anfang 1996, vor der gewonnenen Präsidentenwahl, war das Umfrageergebnis auch niedrig. Es heißt, der Präsident denke ernsthaft über eine dritte Amtszeit nach. Er würde vermutlich sehr verwundert sein, wenn er nicht gewählt würde.

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