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■ Die Anderen"Maariv" aus Tel Aviv, "La Stampa" aus Turin und "Le Monde" aus Paris beschäftigen sich mit der Frage, was auf den Nahen Osten nach dem Tod des jordanischen Königs Hussein zukommt

Die Kommentatoren beschäftigt die Frage, was auf den Nahen Osten nach dem Tod des jordanischen Königs Hussein zukommt.

„Maariv“ aus Tel Aviv meint: Wer glaubt, daß die Machtübergabe in Jordanien von König Hussein an seinen ältesten Sohn Abdullah ohne Erschütterungen verlaufen wird, macht sich etwas vor. In dem Staat mit palästinensischer Mehrheit hatten nur das Ansehen, die Weisheit und die große Erfahrung des Königs Hussein die Stabilität des haschemitischen Regimes gesichert. Sein Ende hätte das Königreich auch erschüttert, wenn die Krone an (seinen Bruder) Prinz Hassan gegangen wäre, der eine Generation lang auf diese Aufgabe vorbereitet worden war.

Das unerwartete, energische Eingreifen Husseins, der im wahrsten Sinne des Wortes im letzten Moment seinen Bruder verstieß und das Königreich seinem Sohn vererbte, hat den königlichen Hof zweifellos geschwächt. (...) Es könnte Wochen, Monate oder sogar Jahre dauern, bis das Erdbeben in Jordanien sich wieder beruhigt, und es gibt keine Sicherheit, daß wir am Ende dieses Prozesses das gleiche System vorfinden werden, das wir kennen. Israels Regierung muß Abdullah dabei unterstützen, sein Königreich in den Griff zu bekommen, aber wir dürfen ihn nicht zu eng umarmen, damit er in der arabischen und moslemischen Welt nicht als Israels Partner bei der Unterdrückung der Palästinenser erscheint.

„La Stampa“ aus Turin meint: Die Folgen des Todes König Husseins könnten einen furchtbaren Domino- Effekt mit sich bringen. Den Prozeß der Implosion Jordaniens zu beschleunigen dürfte der politischen Rechten in Israel nicht gerade mißfallen, die wahrscheinlich die nächsten Wahlen gewinnen wird. Das Weiterregieren Netanjahus könnte die alte „Option Jordanien“ wieder zum Leben erwecken: Die Übersiedlung aller Palästinenser aus den besetzten Gebieten im Westjordanland in ihren „natürlichen Staat“ Jordanien. Und der Gipfel wäre es, wenn der einzige Überlebende der kommenden Domino-Effekte ein anderer Hussein wäre: nämlich Saddam aus Bagdad.

„Le Monde“ aus Paris schreibt: Hussein hat seinem Sohn Abdullah ein Königreich in großen Schwierigkeiten vermacht, die hier ein dramatischeres Ausmaß als woanders annehmen, denn das Land, eingezwängt zwischen Saudi-Arabien, dem Irak, Syrien, Palästina und Israel, liegt in der Pufferzone zweier Krisen: der irakischen Affäre und des eingefrorenen israelisch- arabischen Friedensprozesses. Trotz seiner unbestrittenen Macht hat König Hussein selbst in den letzten Jahren an Grund unter den Füßen verloren. Monarchisten oder Gegner, die Jordanier stellten Fragen, wieweit seine Strategie weise war, die das Mißtrauen der Nachbarn – mit Ausnahme Israels – auslöste, ohne aber die Probleme des Landes zu lösen.

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