: "Liebe taz..."Geschäftsleute: Kein Weserpark in Vegesack -betr.: Offener Brief von Vegesacker Kaufleuten zum geplanten Einkaufszentrum auf dem Grundstück Haven Hööft an der Weser in Vegesack
Offener Brief von Vegesacker Kaufleuten zum geplanten Einkaufszentrum auf dem Grundstück Haven Hööft an der Weser in Vegesack
Monate, Jahre dauert es nun an, daß wir uns mit den Verantwortlichen oder Halbverantwortlichen über das Haven Hööft auseinandersetzen. Undurchsichtig, geheimnisvoll, machtbewußt und nach Bremer Art filzokratisch geht es zu. Für uns Kaufleute ist die Presse inzwischen die einzige zuverlässige Informationsquelle.
Econ und Wirtschaftsbehörde, Stave, die Banken und die Parteien – jeder hat seine Wahrheit, die er mehr oder weniger eloquent vertritt. Halb belächelt, halb mitleidig wird uns unterstellt, wir würden lediglich nur mehr Kunden und bessere Umsätze haben wollen. Und so ist es in der Tat. Wir sind allerdings der Meinung, daß das nur zu erreichen sein wird, wenn Vegesack als Mittelzentrum attraktiv bleibt.
Unsere Kunden, die aus der Bremer Innenstadt oder aus Bremerhaven kommen, entzückt gerade die Kleinteiligkeit und Vielfältigkeit Vegesacks. Die Globalisierung der Märkte und der filialisierte Einzelhandel haben bewirkt, daß die Innenstädte zwischen Flensburg und Friedrichshaven gleich aussehen. Vegesack ist noch nicht so weit, und unserer Meinung nach soll es auch nicht so werden.
Durch kleinteilige Cafés, Restaurants und Maritimes um das Schulschiff Deutschland könnte in Haven Höft eine Atmosphäre entstehen, die uns längst durch das „Milieu“verloren gegangene Kunden wieder zurückbringt. Wir wissen, daß gemanagte Einkaufszentren modern und kurzfristig effektiv sein können, wir wollen trotzdem altmodisch und selbständig sein. Die „Einkaufstadt Vegesack“verträgt keinen „Weserpark“in ihrer Mitte. Schon die Grohner Dühne war eine Fehlplanung, die Sanierung Vegesacks, unter Opferung alter Bausubstanz, nur halb gelungen, und nun wollen uns die gleichen Instanzen das Haven Hööft verbauen.
Wer einmal über das Haven Hööft spazieren gegangen ist, sich das Gelände in Ruhe angeschaut hat, wird nichts anderes als gehobene, gepflegte Wohnbebauung dort haben wollen. Wohnen am Fluß, wohnen am Hafen, um die Menschen, nicht nur die Kunden, nach Vegesack zurückzuholen, die der Dreck, der Soziale Wohnungsbau und die sich auftürmenden gelben Säcke vertrieben haben.
Antonia Hanne, Firma Lillith. Der Brief ist von 38 weiteren Geschäftsleuten aus Bremen-Vegesack unterschrieben
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