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"Liebe taz..." Quotenfrauen gibt es nicht - betr.: "Siegenlernen", taz-Bremen vom 21.10.1996

Betr.: dto.

Seit Ende der 70er Jahre gibt es die „Quotendiskussion“. - Sie entstand, als von Politikerinnen festgestellt wurde, daß trotz besserer Schulabschlüsse und trotz besserer Leistungen im Beruf Frauen nicht die gleichen Karrierechancen wie Männer haben - weder im Beruf noch bei der Besetzung politischer Mandate.

Ich weiß nicht, wie oft die erste Landesbeauftragte, Frau Ursula Kerstein, zu diesem Thema eine Stellungnahme abgegeben hat, die Zahl 1.000 ist da sicher nicht zu hoch gegriffen. Auch ich habe während meiner jetzigen zweijährigen Tätigkeit auch und gerade im Zusammenhang mit dem EuGH-Urteil zum Landesgleichstellungsgesetz immer wieder meine Auffassung zur Quote mitgeteilt: Die Quote ist ein Hilfsmittel dafür, Frauen den Platz im Erwerbsleben und in der Politik zuzusichern, der ihnen aufgrund ihrer Intelligenz und Leistung zusteht - nicht mehr aber auch nicht weniger. Es stimmt eben nicht, daß die Frauen sich durchsetzen werden, wenn sie nur qualifiziert wären. Die QuotengegnerInnen müssen einmal erklären, was sie der Diskriminierung von Frauen entgegensetzen wollen, einer Diskriminierung, die unbewußt erfolgt und daher im Einzelfall nicht offenkundig wird, oder die rechtswidrig ist und deshalb als solche verschleiert wird. Die sog. Quotenfrau, also eine, die ohne Leistung in ein bestimmtes Amt „gehievt“ wurde, ist schlicht und ergreifend nicht existent!

In meinen Augen ist es naiv oder grenzt an Böswilligkeit, wenn dieses Phantomgebilde immer wieder herbeizitiert wird, um den Anspruch von Frauen auf eine gleichberechtigte Teilnahme an der Gesellschaft zu diskreditieren.

Brigitte Melinkat

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