piwik no script img

■ Die Anderen"Liberation" widmet sich dem WM-Sieg / "Le Figaro" schreibt zu den IWF-Milliardenkrediten für Rußland / "Sewodnja" glaubt an Konzessionen im Streit um die südlichen Kurilen / Die "New York Times" zur Wahlniederlage Hashimotos

„Libération“ widmet sich dem französischen WM- Sieg: Der Triumph des Dream Teams von Aimé Jacquet im Finale der Weltmeisterschaft hat ganz Frankreich auf die Straße getrieben und das Land in eine nationale Vereinigungsstimmung gebracht, die ohne Beispiel seit den ersten Tagen der Befreiung 1944 war. Dieser sportliche Sieg läßt tief in die französische Gesellschaft blicken. Das Ereignis kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Dem WM-Sieg ging eine lange verborgene Arbeit voraus, und er entfaltete dann eine plötzliche Ausstrahlung: Er vermittelte eine neue nationale Identität auf Grundlage einer erfolgreichen Integration (von Einwanderern), gutem Willen, Ehrgeiz und Effizienz.

„Le Figaro“ schreibt zu den IWF-Milliardenkrediten für Rußland: Die alten Reflexe sind nicht so leicht abzuschütteln. Ohne Zweifel hat Jelzin Druck auf die Verantwortlichen des IWF gemacht, indem er in den vergangenen Tagen mit dem roten Tuch des Staatsstreiches gewedelt hat. Aber der IWF hat sicherlich nicht die Übereinkunft mit Moskau wegen dieses dick aufgetragenen Szenarios geschlossen, das Jelzin seit 1992 mehrfach benutzt hat. Der Fonds erwartet im Gegenzug von der russischen Regierung, daß sie so schnell wie möglich ihren Anti-Krisen-Plan in Kraft setzt, daß sie ernsthaft ihr Haushaltsdefizit senkt und von der Gas-Monopolgesellschaft Gazprom eine größere Transparenz ihrer Geschäfte fordert. Moskau erwartet viel von der neuen Geldspritze. Sie könnte vor allem helfen, die Finanzkrise zu überwinden, die die Investoren in die Flucht geschlagen hat.

Die russische „Sewodnja“ glaubt, daß Rußland im Streit mit Tokio um die südlichen Kurilen zu Konzessionen gezwungen sein könnte: Moskau ist bereit, sich die langjährigen territorialen Ansprüche anzuhören und dabei bescheiden die Augen niederzuschlagen, um vorteilhafte, ungebundene Kredite sowie die Unterstützung Japans im Rahmen der G-8 bei der Vereinbarung des internationalen Finanzpakets vom IWF zu erhalten. Rußland ist auch bereit, bestimmte Ansprüche an Japan zu vergessen.

Zur Wahlniederlage des japanischen Ministerpräsidenten Hashimoto schreibt die „New York Times“: Die Abfuhr war verdient, und Hashimoto tat recht daran zurückzutreten. Seine Regierung ließ ernsthafte Anstrengungen vermissen, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wieder in Gang zu bringen. Sie verschlimmerte sogar noch alles, indem sie eine Mehrwertsteuer einführte. Und als Hashimoto vor kurzem die Steuern endlich senkte, war die Aktion zu zaghaft und kam zu spät. Japan, einst der wichtigste Motor des Wohlstands in Asien, droht nun auch seine Nachbarn in eine langwierige Rezession zu ziehen. Obwohl Washington wiederholt Reformen forderte, hat Hashimoto nur zugeschaut, anstatt zu führen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen